Zweites Leben für Laptop und Co.

Jutta Dieckmann sitzt an ihrem Schreibtisch in der geräumigen Aufbereitungshalle der AfB an der Otto-Stadler-Straße in Paderborn. Mit einem Heißluftfön löst sie Etiketten und Aufkleber von Netzteilen und Adaptern. „Ich sortiere die Netzteile nach Hersteller und Amperezahl“, erklärt sie. Neben ihrem Tisch stehen mehrere Kisten. Sind sie voll, werden sie ins Lager gebracht oder an eine andere AfB-Filiale verschickt.

Perfekt getaktetes System

Jutta Dieckmann und ihre Kollegen arbeiten nach einem bis ins Detail organisierten und perfekt getakteten System von Abholung, Datenvernichtung, Aufbereitung, Wiedervermarktung und Entsorgung von IT- und Mobilgeräten. Die AfB gilt als Europas erstes und größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen – und befindet sich weiter auf strammem Wachstumskurs. Der Betrieb ist darauf spezialisiert, ausgemusterte IT-Geräte von Unternehmen, Versicherungen, Banken und öffentlichen Einrichtungen zu übernehmen und dabei so viele Geräte wie möglich wieder zu vermarkten.

Der vom LWL geförderte Inklusionsbetrieb bearbeitet jährlich mehr als 360.000 Geräte, die er von mehr als 1.000 Unternehmen zur Verfügung gestellt bekommt. Menschen mit Behinderung wie Jutta Dieckmann stellen fast die Hälfte der gut 357 Beschäftigten, am Standort Paderborn sind es 21 von 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Ein Teil des AfB-Teams in der großen Halle
Fast die Hälfte der Beschäftigten der AfB haben eine Behinderung. Eine von ihnen ist Jutta Dieckmann (links), hier mit einigen Kolleginnen und einem Praktikanten in der Halle der AfB. Foto: LWL/Paul Metzdorf

Nachhaltiges Geschäftsmodell

Der Markt für diesen Wiederverwendungskreislauf ist größer, als man meint. „Wir arbeiten mit Konzernen wie Siemens, Provinzial und Generali zusammen, aber auch mit regionalen Firmen, Behörden und Institutionen“, sagt Monika Braun. Die AfB-Prokuristin spricht dabei stets von „Partnern“. Und denen kann die AfB durchaus etwas bieten.

„Sämtliche Datenträger werden im Rahmen eines zertifizierten Prozesses nach höchsten Sicherheitsstandards gelöscht oder geschreddert. Die Geräte werden per IT-Sicherheitstransport durch unser eigenes Personal mit unserem eigenen Fuhrpark abgeholt und zur nächstgelegenen AfB-Niederlassung transportiert“, erläutert Monika Braun. Neben der Datenvernichtung werden die Geräte erfasst, getestet, gereinigt, mit neuer Software bespielt und anschließend verkauft – mit bis zu drei Jahren Gewährleistung. Nicht mehr vermarktbare Hardware wird unter höchsten ökologischen Standards zerlegt und recycelt. Der ursprüngliche Eigentümer der Geräte erhält alle relevanten Nachweise zur Datenvernichtung.

Fujitsu-Aus als Chance

Der Leiter der Paderborner AfB-Niederlassung, Dietmar Mormann, hat alle Arbeitsschritte im Blick. Er kam 2018 vom japanischen Technologiekonzern Fujitsu, als der sein Werk in Paderborn dicht machte. „Ich hatte schon vorher AfB-Gründer Paul Cvilak kennengelernt“, sagt Mormann. „Damals haben wir noch über eine mögliche Kooperation von Fujitsu und AfB gesprochen.“ Dann kam die Schließung des Fujitsu-Standorts. Mormann begriff das als Chance, die AfB nach Paderborn zu holen. „Wir haben dann eine Ausschreibung von Fujitsu gewonnen, eine weitere von Diebold Nixdorf, und dann ging alles ganz schnell“, sagt Mormann.

Man fand mit einer 3.200 Quadratmeter großen Halle eines ehemaligen Schulbuch-Verlags eine optimale Immobilie. Der neue Niederlassungsleiter brachte gleich noch eine ganze Reihe ehemaliger Fujitsu-Kollegen mit. „Wir haben 2018 mit zwölf Leuten hier angefangen“, erzählt Mormann. Um dann personell rasch aufzustocken. „Paderborn mit seinen IT-Unternehmen hat einfach das Potenzial.“

Echter Wettbewerbsvorteil

Eine Zusammenarbeit mit der AfB ist nicht nur gut für das soziale und ökologische Gewissen, sie kann ein echter Wettbewerbsvorteil sein. „Das durch eine Partnerschaft mit der AfB gezeigte gesellschaftliche Engagement kann am Point-of-Sale unserer Partner kommuniziert und somit als Vertriebsvorteil genutzt werden“, heißt es auf einem Imageflyer des Unternehmens. Der Zusatz „social & green IT“ im Firmentitel weist darauf hin. Sozial ist die inklusive Ausrichtung der AfB, grün sind etwa Einsparungen von CO2, Rohstoffen und Energie durch die Wiederverwertung der IT-Geräte.

Die AfB-Beschäftigten in Paderborn haben seelische, körperliche und Sinnesbeeinträchtigungen. Einer von ihnen ist Martin Gasse, der die Verteilung der Hardware am Wareneingang organisiert. Dort werden die firmeneigenen Transporter entladen. „Ich sortiere und erfasse die hereinkommenden Geräte“, sagt er.

Blick in die große Lagerhalle der AfB in Paderborn.
Die 3.200 Quadratmeter große Halle der AfB in Paderborn, das eines der ersten und zugleich größten gemeinnützigen IT-Unternehmen Europas ist. Foto: LWL/Paul Metzdorf

Hauseigenes Warenwirtschaftssystem

Bernd Schmelter kümmert sich um die Detailerfassung im hauseigenen Warenwirtschaftssystem. Und er schaut, ob die Datenlöschung tatsächlich vollständig erfolgt ist: „Ich bin so etwas wie die letzte Instanz.“ Thomas Müller wiederum löscht Server. Gut und gerne 20 pro Tag. Dann sortiert er sie und macht die Enderfassung für den Verkauf. Für ihn ein Traumjob: „Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, woanders zu arbeiten.“

Die aufbereiteten Server, PCs, Notebooks, Bildschirme, Drucker und Handys werden teilweise im Shop zum Verkauf angeboten. Zur Kundschaft zählen Privatpersonen, vor allem auch ältere Menschen, ebenso wie Steuerberater oder Zahnarztpraxen. Was sie alle am AfB-Shop schätzen, ist die ausführliche und persönliche Beratung. „Und sollte ein Käufer mit seinem Gerät daheim nicht klarkommen, dann fahren wir vorbei und helfen ihm“, sagt Niederlassungsleiter Dietmar Mormann.

Das AfB-Konzept baut auf flache Hierarchien. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter duzen sich, vom Firmengründer bis zum Praktikanten. Es gibt eine Niederlassungsleitung, eine Technische Leitung und die Teams – mehr nicht. Im Sommer wird oft gemeinsam gegrillt, der Zusammenhalt ist groß. Mehrmals im Jahr schaut auch AfB-Gründer Paul Cvilak in Paderborn vorbei. Er kennt fast alle Beschäftigten persönlich und nimmt sich Zeit für Gespräche. Seine Vision von 2004 ist längst Wirklichkeit geworden. In Paderborn und anderswo an einem der mittlerweile 23 Standorte in fünf europäischen Ländern. —





Ohne Umwege in den Beruf

Frau Lebek, wie kamen Sie und Ihr Team auf die Idee, ein Job-Speed-Dating für Schülerinnen und Schüler mit Handicap zu organisieren?

Karin Lebek: Das Konzept, das es schon in anderen Regionen und Städten gibt, wollten wir gern nach Westfalen-Lippe holen. Unser Ziel war und ist es, Unternehmen durch kurze Gespräche und auf dem „schnellen Weg“ mit Schülerinnen und Schülern zusammenzubringen und so erste Kontaktpunkte herzustellen.
Dabei haben wir eng mit der Großkundenberatung der Bundesagentur für Arbeit zusammengearbeitet. Wir wollten gemeinsam möglichst vielen jungen Leuten Perspektiven bieten, zum Beispiel Anlern- oder Helfertätigkeiten, Praktika, Einstiegsqualifizierungen, Ausbildungen zu machen.
Für beide Seiten hat das gut funktioniert: Die Schülerinnen und Schüler konnten beim Job-Speed-Dating erste berufliche Kontakte knüpfen. Und die Vertreterinnen und Vertreter der Unternehmen konnten junge Nachwuchstalente kennenlernen und sich einen Eindruck von deren Persönlichkeiten und Fähigkeiten verschaffen.

Wen wollten Sie mit dieser Aktion ansprechen?

Carsten Roman: Wir wollten Schülerinnen und Schüler zum Mitmachen anregen, die über das NRW-Projekt KAoA-STAR durch einen Integrationsfachdienst unterstützt werden. Darunter sind zum Beispiel junge Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung, Autismus-Spektrum-Störungen oder auch solche, die sonderpädagogisch gefördert werden, zum Beispiel wegen körperlicher, motorischer oder geistiger Entwicklungsstörungen, Seh- oder Hörbehinderungen oder wegen Handicaps in Kommunikation und Sprache. Sie alle absolvieren im Moment das neunte beziehungsweise vorletzte Schuljahr.

Werden diese Schülerinnen und Schüler denn beim Berufseinstieg schon begleitet, abgesehen vom Job-Speed-Dating?

Karin Lebek: Ja, mit dem besagten Projekt des Landes NRW KAoA-STAR. Die Abkürzungen bedeuten „Kein Abschluss ohne Anschluss“ und „Schule trifft Arbeitswelt“. Insgesamt gibt es 20 Integrationsfachdienste im Westfalen-Lippe, bei denen die dort arbeitenden Fachkräfte junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf unterstützen. Sie begleiten die Jugendlichen also auch bei der Berufsorientierung.
Beim Job-Speed-Dating waren unsere Leute aus den Integrationsfachdiensten Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck, Dortmund, Hagen und Ennepe-Ruhr sowie Bochum und Herne beteiligt. Sie haben mit den Schülerinnen und Schülern zum Beispiel Bewerbungsunterlagen vorbereitet und ihnen dabei geholfen, sich über Unternehmen vorab zu informieren. Außerdem überlegen sie mit ihnen gemeinsam, welcher Berufsweg für sie der richtige sein könnte.

Melissa Adem und Daniel-Joel Meißner
Die beiden Schüler Melissa Adem und Daniel-Joel Meißner nutzten das Job-Speed-Dating in Dortmund, um sich über Handwerksberufe im Elektrobereich zu informieren.
Foto: LWL/Rütershoff | Bearbeitung: LWL

Wie muss ein solches Job-Speed-Dating organisiert sein, damit es gut funktioniert und Erfolge bringt?

Carsten Roman: Das beginnt schon bei der Anreise der Schülerinnen und Schüler. Wir haben das in zwei „Wellen“ organisiert und so dafür gesorgt, dass nicht alle 120 jungen Menschen auf einmal in Dortmund ankamen. So hatte jede und jeder genug Zeit für die Gespräche, die ja auch aufregend für die jungen Leute sind.
Die Schülerinnen und Schüler wurden teilweise auch von ihren Lehrerinnen und Lehrern begleitet. Sie haben die Gespräche an sich aber ganz eigenständig geführt. Das war uns und ihnen sehr wichtig. Die Räumlichkeiten, in denen das Speed-Dating stattfand, waren außerdem barrierefrei, zum Beispiel auch dank der technischen Ausstattung, die es dort gab. Damit konnten auch junge Leute mit Hörbehinderung ohne Probleme teilnehmen. Wichtig war natürlich auch die Privatsphäre bei den Unterhaltungen. Deshalb haben wir Trennwände zwischen den Tischen der einzelnen Unternehmen aufgestellt. Und wir haben Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher engagiert, um eine reibungslose Kommunikation sicherzustellen.

Gab es Aspekte, auf die die teilnehmenden Unternehmen achten mussten?

Karin Lebek: Die Firmen haben uns im Vorfeld mitgeteilt, welche beruflichen Möglichkeiten und Perspektiven es in ihren Unternehmen gibt, so dass die Gespräche und Zusammensetzungen schon vorher geplant werden konnten. Umgekehrt haben wir den Unternehmen, Betrieben und Institutionen viel über die Schülerinnen und Schüler erzählt und diesen je ein Infopaket zur Verfügung gestellt. Darin konnten sie nachlesen, wie sie vom Land und vom Bund bei der Beschäftigung von Menschen mit einer (Schwer-)Behinderung unterstützt werden können. Einige Unternehmen und Betriebe beschäftigen aber zum Teil sowieso schon Menschen mit Handicaps und kennen sich mit dem Thema aus.

Was war für Sie persönlich besonders positiv?

Carsten Roman: Zum einen die hohe Anzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern: Es waren etwa 120 junge Menschen mit dabei, die auf elf Unternehmen unterschiedlicher Branchen trafen. Neben Großunternehmen waren auch Inklusionsbetriebe angereist. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich zusätzlich von der Landwirtschaftskammer, der Handwerkskammer und der regionalen Agentur für Arbeit Dortmund beraten lassen.
Und ich fand es toll, dass auch einige Auszubildende aus den Unternehmen mitgereist waren. Das hat die Atmosphäre und auch den Wissenstransfer sehr positiv beeinflusst, weil diese jungen Menschen ja schon von ihren eigenen Erfahrungen in den Betrieben berichten konnten. Außerdem sind alle, die von Arbeitgeberseite mit dabei waren – die Vertreterinnen und Vertreter der Unternehmen, die der Kammern und die der Agentur für Arbeit – sehr offen und wertschätzend mit den Jugendlichen umgegangen.

Was waren für Sie die wichtigsten Ergebnisse des Tages?

Karin Lebek: Zunächst einmal konnten sich die Schülerinnen und Schüler in den persönlichen Gesprächen gut über Perspektiven im jeweiligen Betrieb informieren. Sie haben also einen guten Eindruck davon bekommen, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen. Aus den Gesprächen haben sich schon einige Praktika ergeben und möglicherweise auch eine Ausbildung. Genaueres wird die Auswertung der Veranstaltung zeigen: Wir aktualisieren den Stand dieser Analyse regelmäßig im Abstand von drei Monaten.

Planen Sie schon ein zweites Job-Speed-Dating?

Carsten Roman: Ja, in Dortmund wird die nächste Veranstaltung voraussichtlich im September 2019 stattfinden, denn wir haben sehr viel positives Feedback von allen Beteiligten bekommen. Kurz nach der Veranstaltung haben wir die Schülerinnen und Schüler nach ihren Eindrücken befragt. Dabei kam heraus, dass die jungen Leute das Speed-Dating mit einem positiven Gefühl verlassen haben. Auch die Unternehmen haben uns gespiegelt, dass es eine gelungene Veranstaltung war. Die Jugendlichen waren aus Sicht der Firmen sehr gut vorbereitet. Einige der Unternehmen planen jetzt – auch als Reaktion auf das Job-Speed-Dating – noch mehr Perspektiven in ihren Betrieben für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung zu schaffen. Das freut uns natürlich sehr und wir können uns deshalb auch gut vorstellen, das Konzept auf weitere Regionen in Westfalen-Lippe auszuweiten.


Über unsere Interviewpartner:innen





Ideen in allen Farben

„Ich möchte gerne einen bunten Frühlingsstrauß verschenken“, sagt der Mann, der direkt vor Katharina Wodrich steht. „Können Sie bitte auch Freesien reinbinden?“ Während er spricht, schaut ihm die 24-Jährige hinter dem Verkaufstresen bei Moderne Floristik Steinbrecher in Waltrop konzentriert ins Gesicht. Dann nickt sie lächelnd und zieht eine gelbe Freesie aus einer Vase. Dazu sucht sie weiße Ranunkeln, blaue Hyazinthen und Ginster aus. „Gefällt Ihnen das?“, fragt sie und sieht den Kunden wieder an. Die junge Frau ist auf einem Ohr taub, auf dem anderen hat sie nur noch drei Prozent Hörkraft. Dass der Mann mit ihrem Vorschlag zufrieden ist, liest sie von seinen Lippen ab.

Als Inhaberin Birgit Honvehlmann, die 22 Jahre lang beim Gründer-Ehepaar Otto und Erika Steinbrecher angestellt war, das Blumengeschäft Anfang 2014 übernahm, machte sie aus dem Laden ein Integrationsunternehmen. Neben Katharina Wodrich beschäftigt sie noch drei weitere Mitarbeiterinnen mit einer Behinderung. Für Wodrich war die Stelle in Waltrop ein Segen. „Das war schon mein Traumberuf, als ich noch im Kindergarten war“, sagt die gelernte Floristin.

Katharina Wodrich zieht zwei Metallwagen mit Blumentöpfen und Kisten darauf
Katharina Wodrich wollte schon als Kind Floristin werden. Foto: Thorsten Arendt

Deko für die BVB-Heimspiele

Ein ganz besonderer Auftrag steht alle paar Wochen an. Dann begleitet die junge Frau ihre Chefin nach Dortmund ins Stadion des BVB, zusammen mit weiteren Kolleginnen und Kollegen aus dem Blumengeschäft. Seit 2014 liefert Moderne Floristik Steinbrecher zu jedem Heimspiel die Dekoration für die VIP-Lounges. „Ich habe die innige Verbindung zu Borussia Dortmund von Otto Steinbrecher übernommen“, erklärt Birgit Honvehlmann. „Er hat schon lange vor meiner Zeit die Meisterwagen für den Verein geschmückt, mit denen sich die Mannschaft nach Titelgewinnen durch Dortmund fahren ließ.“

Birgit Honvehlmann gestaltet in einer VIP-Lounge beim BVB eine Schale mit weißen Orchideen
Das Team um Inhaberin Birgit Honvehlmann gestaltet die VIP-Lounges beim BVB in Dortmund. Foto: Thorsten Arendt

Beim Gestalten der Buffets und Tische können die Floristinnen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Heute hat Honvehlmann zum Beispiel leuchtend gelbe Gerbera eingepackt, die sie als Tischdekoration zusammen mit Gras in Bierflaschen arrangieren will. Die Chefin bespricht letzte Details mit dem Team der BVB-Cateringabteilung, dann schieben ihre Mitarbeiterinnen die Blumen auf Rollcontainern ins Innere des Stadions. Sie arbeiten schnell und mit Präzision.

Themensträuße mit Liebe zum Detail

Zurück in Waltrop macht sich Stefanie Salewski, die ebenfalls mit beim BVB war, wieder an die Arbeit. Ihr Spezialgebiet sind Themen- und Ideensträuße. „Die sind bei unseren Kunden sehr beliebt“, sagt ihre Chefin. „Steffi versteckt in den Sträußen viele Details, arbeitet zum Beispiel kleine Zwiebeln oder Äste ein. Es gibt für die Kunden immer etwas zu entdecken, das gut zur Saison passt.“

Stefanie Salewski ist seit ihrer Geburt gehörlos und war die erste Mitarbeiterin mit Behinderung im Floristikunternehmen. Im Frühjahr 2013 brachte die heute 40-Jährige ihre Initiativbewerbung in den Laden, der damals noch von Gabriele Steinbrecher, der Tochter des Gründer-Ehepaars, geleitet wurde. Diese stellte Salewski als Aushilfe ein, 2014 bekam die junge Frau bei der neuen Inhaberin Birgit Honvehlmann eine halbe Stelle. Aus ihrem Betrieb ein Integrationsunternehmen zu machen, war für diese ein ganz natürlicher Schritt. „Meine Schwester hat schon lange Pflegekinder mit Behinderung, deshalb war das Thema für mich nicht neu“, erklärt sie. „Und durch einen Unfall oder eine Krankheit kann es jeden treffen. Deshalb sollten möglichst auch kleine Betriebe einen Beitrag leisten.“