Wie Roboter Menschen mit Behinderung bei der Arbeit unterstützen können

Herr Schrapper, was hat ein Roboterarm mit Inklusion am Arbeitsplatz zu tun?

Ein Roboterarm kann Menschen mit Behinderung zum Beispiel bei der Montage unterstützen und sich immer wieder flexibel auf neue Aufgaben einstellen. Der Prototyp, den wir auf der RehaCare-Messe 2019 gezeigt haben, kann Werkstücke festhalten und sie sehr präzise so drehen, dass zum Beispiel auch ein Mensch gut daran arbeiten kann, der nur einen Arm hat.
Das allein wäre aber nichts Neues, denn solche Systeme gibt es schon recht oft. Die Innovation bei unserem Roboterarm ist, dass er nach der Fertigung mit Hilfe einer Kamera überprüft, ob der jeweilige Arbeitsgang richtig ausgeführt wurde. Das System meldet auf einem Bildschirm zurück, wenn etwas schiefgelaufen ist – und die Person am Arbeitsplatz kann den Fehler sofort korrigieren (siehe Video weiter unten). Das ist vor allem für Menschen mit geistigen Behinderungen sehr wichtig. Bisher lag der Fokus in der technischen Beratung von Unternehmen eher darauf, Menschen mit körperlichen Behinderungen zu unterstützen. Das neue System ist für beide Gruppen nützlich.

Was ist nötig, um ein technisch so komplexes System zu entwickeln?

Neben Forschungsgeldern braucht es vor allem Fachwissen und Erfahrung – und zwar sowohl in der Technik als auch beim Thema Inklusion am Arbeitsplatz. Das technische Wissen und die Erfahrung in der Montage kommt von der IBG Group aus Neuenrade, einem Unternehmen, das auf die Herstellung von Produktions- und Montageanlagen mit Hilfe der Robotik spezialisiert ist. Wir vom Technischen Beratungsdienst bringen unsere Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit Menschen ein, die eine Behinderung haben und an ihren Arbeitsplätzen Unterstützung brauchen. Wir wissen also genau, was die späteren Nutzerinnen und Nutzer eines solchen Systems wirklich brauchen.

Frank Schrapper erklärt in diesem kurzen Film, wie der Roboterarm nicht nur bei der Montage unterstützen kann, sondern auch Fehler bei einzelnen Arbeitsschritten bemerkt.

Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Prototypen des Roboterarms?

Wir wollen vor allem zeigen, dass so etwas möglich ist und technische Assistenzsysteme auch Menschen mit geistiger Behinderung am Arbeitsplatz unterstützen können. Darüber wollen wir mit Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern ins Gespräch kommen und gemeinsam überlegen, ob und wie so ein System künftig in Betrieben eingesetzt werden und vielleicht neue Arbeitsplätze schaffen könnte. Bisher stößt diese Idee auf sehr großes Interesse.

In welchen Branchen kann der Roboterarm eingesetzt werden?

In eigentlich allen Bereichen, die mit Montage und Handwerk zu tun haben. Massenproduktionen fallen raus, denn die werden häufig vollständig von Maschinen übernommen oder laufen in sehr hohem Tempo. Unser Prototyp ist vor allem für Arbeitsplätze mit einfachen Montagetätigkeiten und kleineren Stückzahlen geeignet. Ein Beispiel: Ein Unternehmen fertigt 500 Stück eines bestimmten Bauteils an und wechselt danach zu einer anderen Montageschleife. Nach weiteren 500 Stück dieses neuen Teils kommt wieder eine neue Aufgabe auf die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter zu. Der Roboterarm kann den jeweiligen Menschen mit Behinderung bei diesen verschiedenen Aufgaben optimal unterstützen, weil er immer wieder neu konfiguriert werden kann.

Welche Kosten kommen auf ein Unternehmen zu, wenn es einen Roboterarm für einen Menschen mit Behinderung anschaffen will?

Der Prototyp, den wir im Moment auf Messen wie der RehaCare präsentieren, kostet rund 100.000 Euro – nach oben sind dem allerdings keine Grenzen gesetzt, denn der Preis hängt auch davon ab, welche Ausstattung der Roboter haben soll. Die Summe klingt erst einmal recht hoch, allerdings können sich Betriebe so eine Investition bezuschussen lassen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Der IBG-Roboter in einer Messehalle der RehaCare
Der Roboterarm könnte auch Menschen mit einer geistigen Behinderung künftig in der Montage unterstützen. Foto: LWL/Windhausen

Welche Voraussetzungen sind das – und wie hoch ist die Fördersumme?

Das ist je nach Einzelfall ganz unterschiedlich. Verbände wie der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) und der Landschaftsverband Rheinland (LVR) fördern entsprechende Ausstattungen für Arbeitsplätze zum Beispiel über das Budget für Arbeit. Wir schauen im ersten Schritt, ob solch eine Investition für den jeweiligen Betrieb wirtschaftlich ist oder nicht. Wenn das zutrifft, hängt die Höhe der Förderung noch von anderen Faktoren ab: Von der Quote des jeweiligen Arbeitgebers etwa, also davon, wie viele Menschen mit Behinderung sie oder er im Unternehmen beschäftigt. Daher können es mal nur 30 Prozent sein, aber auch mal 80 Prozent der Anschaffungskosten, die bezuschusst werden.

Lohnt es sich denn, so hohe Fördersummen in die Ausstattung für einen einzigen Arbeitsplatz zu stecken?

Ja, auf jeden Fall. Gesellschaftlich betrachtet gleicht sich der im Moment noch recht hohe Anschaffungspreis für so ein System schnell aus. Die Frage ist ja, was stattdessen mit einem Menschen passiert, der womöglich sehr gut für die Tätigkeiten an diesem Arbeitsplatz geeignet wäre, aber eine passende Unterstützung braucht. Sie oder er wird oder bleibt entweder arbeitslos oder fängt in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) an, die keine sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse bietet. Beides kostet den Staat und damit auch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler im Zweifel mehr Geld als ein entsprechend ausgestatteter Arbeitsplatz für einen Menschen mit Behinderung.

Warum ist das System im Moment noch so teuer, und welche Chancen sehen Sie, dass es in Zukunft günstiger wird?

Die Kosten hängen vor allem mit der Programmierung des Systems zusammen, die im Moment noch recht aufwändig ist. Wir arbeiten gerade daran, das intuitiver zu gestalten. Konkret würde das heißen: Der Roboterarm müsste künftig nicht mehr von Fachleuten mit Programmiersprache aufgesetzt und im Betrieb immer wieder an neue Gegebenheiten und Aufgaben angepasst werden, sondern er könnte einfach von Hand zu den jeweiligen Schritten geführt werden, die er ausführen soll – und die merkt er sich dann. Damit sind wir im Bereich der Künstlichen Intelligenz, übrigens auch eine Technologie, die eine Menge Möglichkeiten bietet. Man bräuchte dann keine aufwändige Entwicklungsarbeit und auch keine externen Experten mehr. Wenn uns dieser Schritt gelingt, werden die Kosten für so ein System sinken, weil jede Arbeitgeberin und jeder Arbeitgeber das Gerät sehr einfach selbst vor Ort und ohne besonderes Fachwissen einrichten könnte.







„Wir müssen mehr tun als die Konkurrenz, um einen Kunden zu überzeugen“

Selbst in der neuen, 3000 Quadratmeter großen Halle wird es inzwischen manchmal eng. „Wir haben für einen Auftrag sogar vorübergehend eine zusätzliche Halle angemietet“, sagt Andreas Neitzel. „Dort haben wir auch samstags Überstunden gemacht, um alles zu schaffen.“

Der Erfolg des Unternehmens lässt sich aber nicht nur am Auftragsvolumen ablesen, sondern auch an der Art der Aufträge. „Früher haben wir die Fahrzeug-Komponenten bearbeitet und diese dann an unseren Hauptkunden, einen Automobil-Zulieferer, zurückgesandt“, erläutert der Geschäftsführer des Unternehmens. „Inzwischen beliefern wir im Auftrag unseres Kunden direkt einzelne Automobilwerke und übernehmen auch die Dokumentation und Verwaltung unseres Materials.“ Das ist ein großer Vertrauensbeweis – umso mehr, weil Teuto InServ ein Integrationsbetrieb ist. Zwei Drittel der Mitarbeiter haben eine Behinderung. „Gerade in der Automobilindustrie gilt das oft als Makel. Wir müssen mehr tun als die Konkurrenz, um einen Kunden zu überzeugen“, sagt Andreas Neitzel. Für die Mitarbeiter gilt deshalb eine Null-Fehler-Pflicht: Jedes Bauteil muss die Werkshalle exakt so verlassen, wie der Kunde es in Auftrag gegeben hat. Besondere Sorgfalt ist auch beim Verpacken der Fahrzeug-Komponenten gefragt. Gerade ist eine Charge Querlenker für alternative Antriebe fertig geworden, die in den nächsten Tagen nach China verschifft werden soll.

Zwei Mitarbeiter von Teuto InServ an einer Maschine
Rund zwei Drittel der Teuto-InServ-Mitarbeiter haben eine Behinderung. Dafür wurden extra einige Arbeitsplätze barrierefrei umgestaltet. Foto: Thorsten Arendt.

Kornelius Kliewer, einer der Mitarbeiter mit Behinderung, nimmt sorgsam ein Bauteil nach dem anderen aus einer Gitterbox und klebt ein Versandetikett mit einem Barcode auf. So lässt sich später auf der ganzen Welt zurückverfolgen, wann die Teile hergestellt und wie viele verschickt wurden. Anschließend bekommt jeder Querlenker eine Hülle aus Hartplastik. Um die gesamte Charge wird eine Folie gewickelt, eine Kartonage schützt vor Stößen – fertig. Kliewers Arbeitsplatz ist genau auf ihn ausgerichtet und angepasst – deswegen kann er seinen Job gut erledigen. „Ich arbeite schon seit 15 Jahren hier“, sagt er stolz. „Ich war von Anfang an dabei.“ Der 53-Jährige spricht leicht stockend, macht immer wieder längere Pausen zwischen den Wörtern. Bevor er die Stelle bei Teuto InServ bekam, war er lange arbeitslos und ist jetzt umso motivierter bei der Sache. „Das ist bei uns eigentlich die Regel: Wer einmal bei uns ist, der bleibt“, sagt der Geschäftsführer. Auch Nachwuchssorgen kenne sein Betrieb nicht, es gibt immer viele Bewerber. „Wir sind schließlich eine Super-Truppe und bieten ein interessantes Aufgabengebiet.“

Unternehmen entstand aus einer Werkstatt für behinderte Menschen

Teuto InServ entstand 2001 aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, von dort nahm die Firma 2001 auch den ersten Auftrag mit: So genannte Seitenaufprallträger – Metallstreben, die schräg in Autotüren angebracht sind und bei einem Zusammenstoß die Insassen schützen sollen – mussten mit Muttern versehen werden. „Diesen Auftrag konnte die Werkstatt aus Platzgründen und auch logistisch nicht leisten“, erklärt Andreas Neitzel. Also schlug der Chef des Werkstatt-Betreibers Werkhaus vor, ein Integrationsunternehmen zu gründen. Genau die richtige Entscheidung, davon ist er überzeugt: „Sonst hätte die Werkstatt einen Kunden verloren.“

Andreas Neitzel steht in einer Halle vor aufgestapelten Rahmen für einen großen Geländewagen
Geschäftsführer Andreas Neitzel hat Teuto InServ mit aufgebaut. Foto: Thorsten Arendt

Der junge Integrationsbetrieb bekam schnell weitere Aufträge, stockte jedes Jahr sein Personal weiter auf. Unter den Angestellten mit Behinderung sind heute sieben gehörlose Mitarbeiter. Anfangs sei die Zusammenarbeit zwischen ihnen und ihren hörenden Kollegen noch etwas schwierig gewesen, blickt Neitzel zurück. Inzwischen klappt das aber reibungslos: Fertigungsleiter Eduard Wiebe hat sich die Gebärdensprache selbst beigebracht und beherrscht sie inzwischen perfekt. Auch einige der anderen Kollegen verstehen sie schon ganz gut.

1400 Schweißpunkte kontrollieren – pro Monat

Für einige Aufgaben, die Teuto InServ für den Automobil-Zulieferer übernimmt, hat sich das fehlende Hörvermögen sogar schon als Vorteil erwiesen. Denn die anderen Sinnesorgane sind umso ausgeprägter, die gehörlosen Mitarbeiter können optische Kontrollen viel sorgfältiger durchführen als ihre hörenden Kollegen. Auch das jüngste Projekt haben Neitzel und Wiebe deshalb an zwei gehörlosen Mitarbeitern übertragen. Am Rahmen eines Pick-up-Geländewagens müssen Schweißpunkte kontrolliert werden – und zwar insgesamt 1400 pro Monat. Jede Woche bekommt Teuto InServ einen fabrikneuen Rahmen, an dem die Angestellten Eugen Sket und Victor Derksen jeweils 350 Punkte bestimmen und anzeichnen. An jedem Punkt schneiden sie ein kleines Stück heraus, das der Zulieferer zur Kontrolle bekommt – taucht ein Fehler auf, wird eine ganze Charge Rahmen zurückgerufen. „Das ist ein sehr aufwändiges Verfahren und dient der Sicherheit der künftigen Fahrer“, sagt Andreas Neitzel. „Wir tragen bei diesem Auftrag also eine Menge Verantwortung.“ 




„Mit der Gewohnheit fielen alle Schranken“

Bei Knut Schuster war es der Vater, der ihm klarmachte, dass Menschen mit Behinderungen ebenso große Chancen wie nichtbehinderte Menschen haben sollten schon deshalb, weil sein Papa an einer offenen Tuberkulose litt und eine Wirbelsäulenverkrümmung sowie eine dementsprechende Körperhaltung hatte. „Wenn die anderen Kinder mir mal sagten, dass er sich aber komisch bewegen würde, habe ich immer nur geantwortet, dass er genauso ein Vater wie alle anderen ist“, erinnert sich der 41-Jährige, der in Hagen-Hohenlimburg die Geschäfte der Springtec Group, Schrimpf und Schöneberg führt. Deshalb, so sagt er heute, ist es für ihn auch selbstverständlich, dass in seinem Unternehmen, das Federn aus Stahldraht und andere Stanz- und Biegeteile für die Auto-, Luftfahrt-, Elektrotechnik- und Sanitärindustrie herstellt, Menschen mit Behinderung arbeiten. Sascha Thiele ist einer dieser 16 Mitarbeiter, die in der Integrationsabteilung des Unternehmens einen festen Arbeitsplatz gefunden haben.

In der Halle, in der der 32-Jährige tätig ist, spucken Dutzende Maschinen im Sekundentakt Federn aus, dreifach, fünffach, zehnfach gedreht, abgewinkelt, gestanzt, zwischen einigen Millimetern und mehreren Zentimetern groß. Thiele stellt sie mit geübtem Griff in ausgebohrte Löcher eines runden Stahltellers, der sich unaufhörlich dreht. In der Maschine fährt ein Schleifteller über die Federn und nivelliert sie, so dass sie an beiden Seiten eben werden. Penibel achtet er darauf, dass alle Löcher besetzt sind und die Federn gerade stehen.

Murat Demir und Sascha Thiele in der Werkstatt der Springtec Group
Murat Demir (li.) erklärt Sascha Thiele einen Arbeitsschritt. Foto: Thorsten Arendt

Sascha Thiele besuchte zuvor die Sonderschule und wechselte danach in das Integrationsunternehmen „Pro Integration“, das ebenfalls in Hagen-Hohenlimburg angesiedelt ist. Dort absolvierte er eine Ausbildung zum Gärtner, wechselte danach allerdings mehrfach den Arbeitgeber: „Das hat oft nicht gepasst“, sagt Thiele, der „langsamer lernt als andere“, wie er selbst sagt. Er scheint lange für jede Antwort überlegen zu müssen und wirkt etwas schüchtern. Bei Springtec gilt Sascha Thiele aber als „zuverlässig und sehr akkurat“. Einen Führerschein hat er auch, den hatte er schon im ersten Job gemacht. Heute ist er gut ins Unternehmen integriert, „und zwar komplett“, wie Knut Schuster stolz erzählt. Die Männer und Frauen mit psychischen oder körperlichen Behinderungen, die hier arbeiten, sind ein selbstverständlicher Teil der 70-köpfigen Belegschaft am Standort geworden. „Am Anfang haben sich die Kollegen zwar erst einmal gegenseitig beäugt“, erinnert sich Schuster an die Gründung der Integrationsabteilung im Jahr 2009 zurück, die vom LWL-Inklusionsamt Arbeit und durch das NRW-Landesprogramm „Integration unternehmen!“ investiv gefördert wurde. „Mit der Gewohnheit fielen dann aber alle Schranken“, erzählt er. „Heute haben sich Fahrgemeinschaften gebildet, ein Mitarbeiter mit Lkw-Führerschein hilft einem behinderten Kollegen beim Umzug und die Mitarbeiter mit und ohne Behinderung verbringen die Mittagspause gemeinsam.“

Ein gelungener Start

Den Kontakt zu Springtec stellte eine Betreuerin für Sascha Thiele her, die ihn schon während seiner Lehre begleitet hatte. „Sie hat mir von der Arbeit hier erzählt und ist mit mir zum Vorstellungsgespräch gegangen“, sagt der 32-Jährige und nickt bekräftigend. Ja, er ist auch heute noch immer zufrieden bei Springtec. „Der Job hier gefällt mir gut“, sagt er, mehr Geld verdiene er auch und er fühle sich sehr wohl im Team und mit seinen Chefs. Ein gelungener Start ins Berufsleben und in die Firma der aber auch viel Arbeit bedeutete, das macht Knut Schuster ebenfalls klar. Für die 16 Kollegen mit Behinderung ist in der Verwaltung unter anderem Monika Gloerfeld zuständig. Sie kennt das Team sehr gut und weiß, worauf sie achten muss. „Manchen tut es zum Beispiel sehr gut, wenn ich sie alle paar Tage anspreche und nach ihrem Wohlbefinden frage“, berichtet die ausgebildete Industriekauffrau. „Ich bin daher öfter als für die Verwaltung sonst üblich in der Produktion unterwegs und unterhalte mich mit den Kollegen. So schaffen wir eine angenehme Atmosphäre.“ Auch Sascha Thiele führt die 59-Jährige gerne als gutes Beispiel an: „Da zeigt sich, wie viel es ausmacht, wenn ein Mitarbeiter an der richtigen Stelle eingesetzt wird und ihm seine Arbeit zusagt.“ Monika Gloerfeld freut sich ebenfalls, wenn Arbeit und Mensch gut zueinander passen. „Bei unseren behinderten Teamkollegen ist der Krankenstand zwar leicht höher als bei den nichtbehinderten, weil viele Kollegen nun mal eine angeschlagene Gesundheit haben“, sagt sie. „Das ist für uns aber alles völlig im Rahmen.“

Sascha Thiele selbst hat in zwei Jahren kein einziges Mal bei der Arbeit gefehlt. Allen Kollegen mit Behinderung bedeute ihr Job sehr viel, ergänzt sein Chef. „Wenn die Leute erst einmal bei uns anfangen, dann bleiben sie auch“, sagt Knut Schuster, der potentielle neue Mitarbeiter ein drei- bis vierwöchiges Praktikum in seiner Firma absolvieren lässt, bevor sie fest eingestellt werden. „Beide Seiten müssen erst einmal sehen, ob sie zueinander passen. Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, das im harten Wettbewerb steht. Da können wir es uns nicht erlauben, dass unsere Mitarbeiter ständig wechseln.“
Die Entscheidung für die Integrationsabteilung bei Springtec sei auch aus unternehmerischen Gründen gefallen: „Die Alternative wären Arbeitsplätze im Ausland gewesen, die aber wohl nicht die Qualität hervorgebracht hätten, die wir benötigen.“ Dass sie eine Integrationsabteilung gegründet haben, bereuen Schuster und sein Mitgeschäftsführer Jürgen Hammermeister nicht. Ein Grund für das Gelingen ist auch, dass das Unternehmen seit mehr als 15 Jahren mit den Iserlohner Werkstätten für Menschen mit Behinderung zusammenarbeitet. Im Jahr 2003 richtete die Springtec-Group dann in den eigenen Hallen Außenarbeitsplätze der Werkstatt ein, aus denen die Integrationsabteilung gewachsen ist auch mit Hilfe des vom LWL bezahlten Integrationsfachdienstes Hagen. Die Inklusion in der Springtec-Group geht sogar noch weiter als das. „Wir lassen unsere Mitarbeiter mit und ohne Behinderung in den Abteilungen an den gleichen Maschinen rotieren“, sagt Schuster. „Auf diese Weise wächst das Team noch besser zusammen.“