Inklupreneur: Ein Projekt für mehr Inklusion in der Start-up-Szene

Herr Dreyer, was ist ein „Inklupreneur“?

Inklupreneure sind Unternehmer:innen und Gründer:innen, die sich für Inklusion einsetzen und in ihrem Unternehmen inklusive Arbeitsplätze schaffen. Für den Namen unseres Projekts haben wir deshalb die Begriffe „Inklusion“ und „Entrepreneurship“ (auf Deutsch: Unternehmertum) miteinander verbunden. Inklupreneure können aber auch Menschen mit Behinderung sein, die den mutigen Schritt gehen und sich bei Unternehmen bewerben, in denen sie berufliches Neuland betreten. Unser Programm ist also für Menschen und Unternehmen gedacht, die neue Wege gehen. Wir richten uns dabei vor allem an die Start-up-Szene.

Es gibt bereits viele Anlaufstellen für Gründer:innen, Unternehmen und Arbeitnehmer:innen. Braucht die Start-up-Szene trotzdem solche Beratungsangebote wie Ihres?

Unserer Erfahrung nach: ja. Firmen und Organisationen aus der Start-up-Szene haben eine ganz eigene Unternehmenskultur mit sehr dynamischen, also sich ständig verändernden Prozessen. Sie wachsen sehr schnell und brauchen viel Personal. Viele Beratungsangebote erfüllen nicht unbedingt das, was Start-ups tatsächlich brauchen. Hier setzen wir an. Wir möchten die Unternehmer:innen dabei unterstützen, Inklusion zu einem Teil ihrer Unternehmenskultur zu machen.

Warum ist das wichtig?

Ich glaube, dass langfristig nur noch Unternehmen am Markt eine Chance haben, die auch einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Daher finde ich, dass sich alle Gründer:innen überlegen sollten, wie dieser Beitrag in ihrer eigenen Organisation aussehen könnte. Ich selbst habe vor 15 Jahren ein Unternehmen gegründet und sehr positive Erfahrungen mit der Arbeit in einem inklusiven Team gemacht. Als wir damals gewachsen sind und Personal brauchten, hat uns die Agentur für Arbeit die Bewerbung eines Software-Entwicklers mit Behinderung übermittelt. Seine Qualifikationen passten zu unseren Anforderungen, wir wiederum haben uns auf seine Bedürfnisse eingestellt – und er hat sich darauf eingelassen, in einem Start-up zu arbeiten. Für alle, die später in der Firma angefangen haben, war Inklusion dann ganz selbstverständlich. Mein und unser gesellschaftlicher Beitrag ist, dass wir das auch anderen Start-ups ermöglichen möchten.

Mit was für einem Programm unterstützen Sie Unternehmen dabei?

Wer mitmachen möchte, muss auf unserer Website erst einmal einen „Pledge“ unterzeichnen, also ein Formular zur Selbstverpflichtung. Das Start-up beschreibt darin das eigene Unternehmen genauer und erklärt, wo im Betrieb Stellen für Menschen mit Behinderung eingerichtet werden sollen.

Was ist der nächste Schritt?

Wir beginnen immer mit einer Auftaktveranstaltung. Das sind zwei sehr intensive Tage, an denen alle Unternehmen, die mitmachen, ihre jeweils eigene Inklusionsstrategie erarbeiten. Wir begleiten die Gründer:innen und Unternehmen anschließend noch einige Monate mit einem Coaching.

Wer coacht die Firmen?

Das Projekt „Inklupreneur“ wird von der Hilfswerft gGmbH organisiert, die ich als Geschäftsführer leite. Wir bieten dort Workshops für angehende Sozialunternehmer:innen an und haben dafür ein großes Netzwerk von Mentorinnen und Mentoren aufgebaut, auf das wir nun auch für „Inklupreneur“ zurückgreifen können. Insgesamt beraten 20 Menschen mit Behinderung die Unternehmen auf ihrem Weg und geben ihnen Rückmeldungen dazu, wie sie in der Community wahrgenommen werden: Worauf schauen Bewerber:innen mit Behinderung auf der Website als erstes? Wie barrierearm ist das Unternehmen? Wer könnte dort arbeiten – und wer nicht? Zum Beispiel kann ja auch ein Büro in einer Altbauwohnung im zweiten Stock barrierefrei sein, nur eben nicht für Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung. Das ist den Verantwortlichen in den Firmen aber oft gar nicht klar, weil viele erst einmal nur an bauliche Barrierefreiheit denken. Deshalb ist der Austausch mit den Coaches sehr wichtig. Ich glaube, durch diesen direkten Kontakt setzen wir am meisten in Bewegung.

Müssen die Unternehmen für die Beratung etwas bezahlen?

Nein, das Programm ist kostenlos. Wir erwarten nur, dass sie hinter ihrer Selbstverpflichtung stehen und es ihnen damit ernst ist. Es ist daher auch wichtig, dass sie sich vorher gut überlegen, wie viele inklusive Stellen sie ankündigen, denn wir nehmen sie da beim Wort.

Wie finanzieren Sie das Projekt?

Wir haben Fördergelder für drei Jahre vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) Berlin bekommen. Das ist das gleiche wie die Inklusionsämter in Nordrhein-Westfalen und in anderen Bundesländern.

Müssen Sie bestimmte Ziele erfüllen, um diese Förderung zu bekommen?

Ja, wir haben in Rücksprache mit dem Landesamt als Ziel formuliert, dass wir durch das Projekt 60 bis 120 neue inklusive Arbeitsplätze schaffen wollen. Unsere Hauptleistung dabei ist, Kontakt zu Unternehmen aufzubauen, die bereit dazu sind, und sie dabei zu unterstützen, diese Stellen zu definieren und auszuschreiben. Das zweite Ziel ist natürlich, diese Stellen auch zu besetzen. Dabei kooperieren wir unter anderem mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter.

Wie läuft das bisher?

Deutschlandweit haben bisher 42 Firmen die Selbstverpflichtung unterzeichnet. Sie wollen insgesamt 139 inklusive Stellen schaffen.

Sind diese Stellen schon vergeben?

Nein, das wird noch dauern. Für die Unternehmen ist der „Pledge“ am Anfang des Prozesses ein erster, wichtiger Schritt, mit dem sie sich im positiven Sinne selbst unter Druck setzen. Danach müssen sie aber oft noch viele offene Fragen klären, bevor es wirklich losgehen kann. Dabei unterstützen wir sie. Bisher haben die Inklupreneure in unserem Programm knapp 30 konkrete Stellen ausgeschrieben. Sechs davon sind schon besetzt.

Woran liegt es, dass bisher erst so wenige Arbeitsplätze besetzt sind? Finden die Unternehmen keine passenden Bewerber:innen?

Das ist tatsächlich eine Herausforderung. Unser Projekt läuft jetzt seit einem Jahr. Eine Erkenntnis aus dieser Zeit ist, dass auf der Unternehmensseite zwar ein sehr großes Interesse besteht, inklusive Stellen zu schaffen. Oft gehen dann aber gar keine Bewerbungen für die neu geschaffenen Arbeitsplätze ein. Offenbar reichen die bisher vorhandenen Angebote zur Vermittlung dieser Stellen noch nicht aus. Wir möchten deshalb in Zukunft eine eigene Inklupreneur-Gemeinschaft aufbauen und so Arbeitsuchende mit Unternehmen verknüpfen.
Die Unternehmen können sich im Rahmen unseres Angebots schon jetzt miteinander vernetzen und Wissen austauschen. Eigentlich arbeiten wir also daran, unser Programm irgendwann überflüssig zu machen. Das wird vermutlich nicht passieren, aber mit dieser Haltung gehen wir an das Projekt heran.

Bisher gibt es das Inklupreneur-Programm nur in Berlin und Bremen. Wollen Sie es später auch in anderen Bundesländern anbieten?

Ja, das können wir uns gut vorstellen. Unternehmen aus anderen Bundesländern können schon jetzt unseren „Pledge“ unterzeichnen. Wenn sich genügend Interessierte gemeldet haben, werden wir auf die zuständigen Inklusionsämter zugehen und versuchen, unser Programm auch dort auf den Weg zu bringen. Wir würden uns freuen, wenn mit der Zeit eine Art Bewegung daraus wird und Inklusion irgendwann ganz selbstverständlich zur klassischen Gründer:innenberatung dazugehört. Wenn es in solchen Gesprächen also künftig nicht mehr nur darum geht, wie ein Unternehmen finanziell über die Runden kommen kann, sondern auch gemeinsam überlegt wird, wie es einen gesellschaftlichen Beitrag leisten kann, hätten wir unser Ziel erreicht.




„Visual Vernacular“ und „Visual Sign“: Lautlose Kunstformen für mehr Inklusion auf der Bühne

Herr Kauly, was ist „Visual Vernacular“ und wie ist diese Kunstform entstanden?

Der Ursprung von Visual Vernacular ist die Gebärdensprache, aber als diese Kunstform entstand, war den Menschen noch nicht bewusst, dass es überhaupt eine ist. Visual Vernacular funktioniert heute ganz ohne Gebärdensprache. Die Geschichten werden durch Körperbewegung, Symbole, Gesten und intensive Gesichtsausdrücke erzählt. Man kann sich das wie Musik für Gehörlose mit sehr vielen Einflüssen vorstellen, zum Beispiel aus Filmen und Computerspielen. Wie jede Kunst entwickelte sich Visual Vernacular mit der Zeit weiter und es entstanden immer wieder neue Formen davon. Diese Art, Geschichten zu erzählen, nutzen taube Menschen mittlerweile weltweit als künstlerischen Ausdruck. Die Kunstform gab es schon immer, aber bekannt wurde sie erst durch Bernard Bragg, einen tauben amerikanischen Schauspieler. Er gab ihr auch ihren Namen.

Wie sind Sie selbst zu Visual Vernacular gekommen?

Ich liebe die Kunst mit der Sprache, besonders, wenn sie visuell funktioniert. Mich fasziniert, wie man mit Gesichtsausdrücken sprechen, mit den Händen kommunizieren und sich mit Körpersprache ausdrücken kann. Meine Begeisterung dafür begann mit Musikvideos. Ich wollte die Songs, die ich dort sah, in Gebärdensprache übersetzen. Irgendwann bemerkte ich, dass die direkte Übersetzung nicht so ansprechend aussah und mit der Musik nicht mehr viel zu tun hatte. Mir fehlte das Künstlerische. Also suchte ich nach einer Alternative und entdeckte Visual Vernacular. Als ich erfuhr, dass Gehörlose davon begeistert sind, wusste ich, dass das genau das Richtige für mich ist.

Sie vergleichen Visual Vernacular mit Musik für Hörende. Wie muss man sich das vorstellen?

Bei Visual Vernacular wird wie gesagt kaum mit Gebärdensprache gearbeitet. Im visuellen Theater für gehörlose Menschen ist das anders. Dort fließen viele verschiedene Kunstformen ineinander, etwa Performance, Gebärdensprache, Körpersprache, Pantomime und noch einige andere. Dann gibt es noch die Gebärdensprachpoesie, die ist wie ein Gedicht, eine Ballade oder ein Lied mit Wörtern und Ausdrücken aus der Gebärdensprache. Bei Visual Vernacular zeigen die Künstler:innen mit ihren Händen verschiedene Formen. Das können Gegenstände sein, Personen, Tiere, Pflanzen oder Elemente. Es ist sozusagen Kunst ganz ohne Wörter. Gehörlose verstehen aber, was diese Formen bedeuten. Das Besondere ist, dass bei Aufzeichnungen auch Filmtechniken zum Einsatz kommen, beispielsweise verschiedene Kameraperspektiven, Vergrößern und Verkleinern der Szene durch Zoomen, Zeitlupe oder Zurückspulen.

Wie wichtig sind Gesichtsausdrücke bei dieser Kunstform?

Beinahe genauso wichtig wie die Hände. Und auch die Körperhaltung spielt eine große Rolle. Bei der Musik sind ja auch die Instrumente, die die Töne spielen, ebenso wichtig wie der Rhythmus, das Tempo oder bei Musik mit Gesang die Stimme. Musik ist eine Kombination aus verschiedenen künstlerischen Elementen, und so ist es auch bei Visual Vernacular. Am besten ist, sich ein Video davon anzuschauen, denn das zeigt am besten, was genau ich damit meine. Man kann den Blick kaum vom Gesicht des Künstlers nehmen, finde ich, weil dort so unglaublich viel passiert.

Ist die Kunstform auch für hörende Menschen zugänglich?

Leider nein, hörende Menschen können das nur schwer verstehen, weil sie visuelle Sprache nicht gewohnt sind oder gar nicht kennen. Natürlich können sie sich eine Aufführung anschauen und versuchen, die Gefühle nachzuempfinden, die dabei ausgedrückt werden. Aber den kompletten Inhalt werden sie nicht aufnehmen können. Das möchte ich sehr gern ändern. Ich will mit meiner Kunst erreichen, dass sie irgendwann für Gehörlose und Sprechende gleichermaßen verständlich ist. Es wäre ja schön, wenn alle gemeinsam zur gleichen Aufführung gehen könnten und nicht nach Hörenden und Gehörlosen getrennt werden müsste. Deshalb veranstalte ich Workshops für Gehörlose und Hörende zusammen und bringe ihnen „Visual Sign“ bei (auf Deutsch: „visuelles Zeichen“). Das ist eine Kunstform, die anders als Visual Vernacular auf der Pantomime beruht – und die können alle verstehen.
[Anmerkung der Redaktion: Aktuelle Workshop-Termine findet ihr zum Beispiel auf der Pinnwand unter „Veranstaltungen“ bei taubenschlag.de, einer Website mit Infos, Nachrichten und Angeboten für Taube und Schwerhörige, aber auch für Hörende].

Können Sie erklären, was genau bei Visual Sign anders ist?

Diese Kunstform ist von Visual Vernacular abgeleitet, aber stark vereinfacht. Im Mittelpunkt steht eine bewegte Körpersprache, die Menschen während der täglichen Kommunikation unbewusst sowieso schon verwenden. Diese visuellen Zeichen wandle ich in künstlerische Ausdrücke um. Ein Beispiel: Wenn ich zeigen möchte, dass ich Auto fahre, hebe ich die Arme hoch und halte ein unsichtbares Lenkrad. Das funktioniert genauso auch mit „Trinken“, „Schlafen“, „Laufen“, „Schreiben“, „Telefonieren“, „Schnarchen“, und so weiter. Dabei kommen viele Elemente aus der Pantomime zum Einsatz. Im nächsten Schritt wird es dann aber komplexer. Wie zeige ich, dass ich ein Auto fahre und keinen Bus oder Lkw? Die haben ja alle ein Lenkrad, wie verdeutliche ich also den Unterschied? Die Körperhaltung hilft nicht viel, die ist im Auto fast die gleiche wie in den anderen Fahrzeugen. Also muss ich umdenken und noch genauer beobachten, was anders ist. Ich gehe also noch weiter aus der Situation heraus und schaue beispielsweise auf die Tür des jeweiligen Fahrzeugs, denn die ist bei allen dreien unterschiedlich. In einen Lkw muss ich eher hineinklettern und der Bus hat eine viel größere Tür als das Auto. Diese Unterschiede verstehen Gehörlose ebenso wie Hörende. Der Ansatz bei „Visual Sign“ ist also immer, mit möglichst allgemeingültigen und für alle verständlichen Zeichen zu arbeiten.

Kann Visual Sign dabei helfen, Barrieren auf der Bühne abzubauen, also auch bei Theaterstücken, die sonst nur Hörende gut verstehen?

Ja, das wäre durchaus möglich. Es gibt ja noch andere Möglichkeiten wie Gebärdensprache oder Untertitel bei Aufführungen und Filmen, die auch schon verwendet werden. Aber Visual Sign könnte eine inklusive Kunst für alle sein, bei der es keine „Sonderlösung“ für die eine oder andere Gruppe braucht. Es kommt natürlich immer darauf an, was der Inhalt des Stücks ist und welche Kunstform gezeigt werden soll: Tanzen, Performance, Schauspiel, Singen? Kunst kennt keine Grenzen, die Sprache aber schon. Ich würde den Verantwortlichen daher empfehlen, kreativ zu sein und vorher die gehörlosen Zuschauer:innen zu fragen, wie gut sie eine bestimmte Kunstform inhaltlich aufnehmen und verstehen können. Vielleicht eröffnet Visual Sign dann ganz neue Möglichkeiten. —




Ein alter Beruf und ein modernes Hilfsmittel: Wie ein Scherenmonteur mit bionischer Unterstützung arbeitet

Herr Schrage, in welchem Beruf arbeiten Sie und wann haben Sie damit begonnen?

Ich habe 1978 mit meiner Ausbildung zum Scherenmonteur angefangen. In diesem Beruf habe ich 21 Jahre lang gearbeitet. Im Jahr 1999 habe ich ins LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs gewechselt. Dort habe ich von Solinger Handwerksmeistern auch noch das Schleifen von Messern gelernt.

Bei so viel Erfahrung passt es sehr gut, dass Sie im LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs heute den Schleif- und Reparaturservice betreuen. Warum hat das Museum so einen Service und was ist Ihr Job dort?

Der damalige Museumsleiter wusste um meine langjährige Berufserfahrung und hatte deshalb die Idee, in der Gesenkschmiede nicht nur Führungen anzubieten, sondern zusätzlich auch noch einen Besucherservice, zu dem die Leute ihre Scheren und Messer mitbringen und bei uns schärfen lassen können. Wir haben seinerzeit sogar eine eigene Schere für das Museum entwickelt. Meine Hauptaufgabe ist aber eigentlich nicht das Schleifen, vor allem betreue, begleite und führe ich die Besucherinnen und Besucher der Gesenkschmiede.  

Sie arbeiten also nicht nur handwerklich, sondern vermitteln auch Wissen?

Genau, ich arbeite sehr viel museumspädagogisch. Zum Beispiel, wenn Kindergärten, Schulklassen und Erwachsenengruppen zu Besuch kommen, oder an Aktionstagen wie dem „Girlsday“ oder dem „Boysday“. Dann zeige ich jungen Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen die Ausstellung, damit sie einen Eindruck der jeweils vielleicht eher geschlechteruntypischen Berufe in der Schmiede bekommen können. Ich führe auch Jugendliche im Rahmen des „MINT-Mädchen“-Projekts des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durch die Gesenkschmiede, also junge Frauen, die sich für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik interessieren. Und ich gebe Workshops zu verschiedenen Themen, beispielsweise zum Bau von Taschenmessern.

Wenn Sie wieder am Schleifstein sitzen, benutzen Sie ein Hilfsmittel, einen bionischen Handschuh. Wie funktioniert diese Technik und wofür nutzen Sie sie?

Ich kann meine rechte Schulter und den Daumen der rechten Hand nur sehr eingeschränkt benutzen. Der Handschuh unterstützt mich und gleicht die fehlende Kraft aus. Er hat Sensoren, die die Bewegung meiner Finger erkennen. Und die Elektronik im dazugehörigen Rucksack verstärkt mit einem Motor die Kraft der Finger. Dadurch kann ich Messergriffe und die Scheren beim Schleifen sicher halten, Scherenklingen mit einem Hammer abrichten und Scheren montieren. Ohne den Handschuh könnte ich diese Arbeiten nicht präzise ausführen.

Wie sind Sie auf diesen Handschuh gekommen?

Das war nicht ich, sondern Norbert Poqué vom technischen Beratungsdienst des LVR-Inklusionsamtes. Er kannte meinen Fall und hat mir den Handschuh empfohlen. Finanziert wurde das Hilfsmittel dann über die Fachstelle für Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben in Solingen.

Kommen Sie gut damit klar oder würden Sie gern etwas daran verbessern?

Der Handschuh unterstützt mich sehr gut in der täglichen Arbeit. Die Sensorik reagiert aber natürlich schon ein wenig träger als der Körper selbst. Ich spüre durchaus einen Unterschied zwischen der linken und der rechten Hand. Wenn es künftig möglich wäre, das zu verfeinern, fände ich das toll. Aber der Handschuh ist wie gesagt auch so ein tolles Hilfsmittel. Ich benutze ihn auch zu Hause bei vielen alltäglichen Arbeiten, bei denen ich Kraft zum Greifen brauche. Zum Beispiel im Garten, wenn ich Pflanzen ins Beet setzen will.

Bei der A+A-Messe führen Sie am gemeinsamen Infostand des LVR und LWL Ihre Fähigkeiten an einem alten Schleifstein vor. Unterscheidet sich diese alte Schleiftechnik von der heutigen Art, Messer und Scheren zu schärfen?

Ein Reparaturservice funktioniert sowieso nur von Hand, daher gibt es hier kein Alt und Neu. Das LVR-Industriemuseum will ja außerdem die Arbeitsbedingungen in der Solinger Schneidwarenindustrie aus dem vergangenen Jahrhundert zeigen. Ich arbeite also auch noch mit der Technik von früher, die heutige Art des Schärfens kann ich daher nicht direkt beurteilen. Ich weiß, dass die Solinger Schneidwarenindustrie inzwischen oft mit computergesteuerten Schleifmaschinen arbeitet. Es gibt aber auch weiterhin einige Betriebe, die besonders hochwertige Schneidwaren herstellen und auch heute noch von Hand schleifen – genauso wie vor 100 Jahren.






„Ich musste mit meinen eigenen Vorurteilen umgehen lernen“

Frau Maack, Sie arbeiten als Moderatorin, Rednerin und Coachin. Durch Ihre Tätigkeiten haben Sie also viele verschiedene persönliche und berufliche Situationen kennengelernt. Wie erleben Sie mit dieser Erfahrung die Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Behinderungen?

Die Lage wird in vielen Bereichen besser, auch wenn es sehr langsam geht. Es wird viel gefordert, geredet und auch viel investiert. Zugleich passiert noch viel zu wenig. Vor allem für die größer werdende Anzahl von Menschen mit psychischen Erkrankungen wird die Situation eher schwieriger als besser. Insgesamt ist das Arbeitsleben ja für alle viel fordernder geworden. Wir müssen sehr flexibel sein, uns ständig neu aufstellen und uns für wachsende Anforderungen weiterqualifizieren. Das ist für kaum jemanden einfach – ganz unabhängig von einer Behinderung.

Sie selbst sind im Laufe Ihres Lebens erblindet. Sie können also beurteilen, wie ein Berufsleben mit und ohne Behinderung aussieht. Welche positiven und negativen Erfahrungen haben Sie gemacht?

Ich habe sehr viel Unterstützung aus meinem Umfeld erfahren. Ich habe aber auch erlebt, dass ich wegen meiner Behinderung mehr arbeiten und mich stärker beweisen musste als andere Menschen. Ich musste darum kämpfen, meiner Qualifikation und Erfahrung gemäß beschäftigt und bezahlt zu werden. Nach meinem Studium war ich fast 15 Jahre im Ausstellungsprojekt „Dialog im Dunkeln“ beschäftigt und habe dort den Bildungsbereich aufgebaut und geleitet. Seit 2018 bin ich selbständig und damit meine eigene Chefin. Das hat noch einmal alles verändert. Bisher habe ich diese Entscheidung noch nicht bereut, obwohl die „Extrameilen“, die ich auch dort gehen muss, nicht weniger werden. Als Moderatorin, Coachin und Rednerin zu arbeiten, heißt für mich, das zu tun, was ich liebe. Das ist ein großes Glück für mich und ich weiß, dass das für viele Menschen – ob mit oder ohne Behinderung – nicht selbstverständlich ist.

Welche Rahmenbedingungen sind aus Ihrer Sicht nötig, damit Inklusion im Berufsleben für Menschen mit Behinderungen möglich wird?

Zuallererst müssten einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein und selbstverständlich werden. Zum Beispiel die barrierefreie Ausstattung von Gebäuden, Leitstreifen für sehbehinderte oder blinde Menschen, behinderungsgerechte Computer-Software, Dolmetscher für Gebärdensprache oder auch Assistenzen. Oft scheitert eine erfolgreiche Karriere oder eine langfristige Anstellung für einen Menschen mit Behinderung daran, dass der Aufwand einfach zu groß und der ganze Prozess zu langwierig ist, sobald eine bestimmte Ausstattung benötigt wird.

Woran liegt das?

Weil die Unternehmen, aber auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oft erst unzählige Anträge stellen, für Unterstützung streiten und dann trotzdem noch sehr lange auf eine Bewilligung warten müssen. Ohne eine behinderungsgerechte Ausstattung am Arbeitsplatz ist es aber oft nicht möglich, zu zeigen, was man kann. Gerade in der sensiblen Phase der Probezeit in einem neuen Job kostet es also erst einmal viel Zeit und Energie, sich um die formalen Voraussetzungen zu kümmern. Das lenkt ab und ist für beide Seiten anstrengend. Für mich als Arbeitnehmerin und auch für das Unternehmen, in dem ich vielleicht arbeiten möchte, wäre es viel besser, wenn ich als blinde Berufseinsteigerin meine Ausstattung und meine Assistentin gleich selbst mitbringen könnte.

Das geht im Moment noch nicht?

Zur Zeit müssen die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowohl die Arbeitsplatzausstattung als auch die Assistenzen bei den Inklusionsämtern beantragen. Das hat strukturelle Gründe. Es ist umgekehrt aber auch keine Lösung, wenn der große bürokratische Aufwand, der damit verbunden ist, von einer Arbeitnehmerin allein geschultert werden müsste. Es wird trotzdem immer wieder gefordert, dass gerade beim Berufsstart oder Berufswechsel eine andere Institution diese Aufgabe übernehmen sollte. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit hat mir zum Beispiel das Beratungsunternehmen Quikstep sehr geholfen, das von dem blinden Berater Stefan Wilke betrieben wird. Er hatte ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich und konnte mich aus dieser Perspektive besonders gut beraten.

Welche Chancen sehen Sie in der Digitalisierung?

Insgesamt sehr große. Für mich als erblindete Frau wäre es ohne digitale Hilfsmittel kaum oder nicht möglich, in einem qualifizierten Beruf zu arbeiten. Mein Computer ist blindengerecht ausgestattet und ich benutze eine barrierefreier Software – damit geht das Arbeiten problemlos. So geht es sicher auch anderen Menschen mit Behinderungen, zum Beispiel gibt es für gehörlose Menschen oder für Menschen mit Lernschwierigkeiten ja vergleichbare digitale Lösungen. Und Menschen mit einer Körperbehinderung profitieren ebenfalls enorm vom technischen Fortschritt.

Auch in der Corona-Krise?

Gerade jetzt. So schlimm und einschränkend diese Zeit auch ist, im Arbeitsleben hat sie einige große Vorteile gebracht. Es ist normaler geworden, dass Menschen im Home-Office arbeiten. Für jemanden mit einer Behinderung kann das eine große Erleichterung bedeuten, weil weniger oder gar keine langen Wege mehr zur Arbeit zurückgelegt werden müssen, die sonst großen Aufwand bedeuten würden. Und wenn behinderungsbedingt die Arbeit zeitlich anders eingeteilt werden muss, ist die Flexibilität dafür im Home-Office auch deutlich größer.

Und welche Nachteile sehen Sie im digitalen Wandel?

Für Menschen mit Behinderung besteht die Gefahr, dass sie durch das Tempo der Digitalisierung erneut abgehängt werden. Das kann vor allem dann schnell passieren, wenn bei neuen Arbeitsplätzen, Projekten oder Konzepten nicht von vornherein auch barrierefreie Lösungen mitgedacht und mitgeplant werden. Oder dann, wenn einfache Arbeiten oder Routinetätigkeiten bald millionenfach vollständig von Computern und Robotern übernommen werden, die vorher häufig von Menschen mit schweren körperlichen oder geistigen Behinderungen erledigt werden konnten.

Sie haben dieses Jahr Ihr erstes Buch veröffentlicht. Worum geht es?

Ich beschreibe darin ganz subjektiv die Geschichte meiner Erblindung. Es geht aber weniger um den praktischen Umgang mit meiner Behinderung, sondern mehr um den Bewältigungsprozess als Ganzes. Ich bin mit den Bildern der „Aktion Sorgenkind“ aufgewachsen, in denen Menschen mit Behinderung als bemitleidenswert und bedürftig dargestellt wurden. Die Organisation hat erst viel später die radikale Wende zur „Aktion Mensch“ gemacht und sich ab dann für echte Inklusion engagiert. Durch diese Bilder war ich anfangs also das Opfer meiner eigenen Vorurteile: Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Leben ohne Sehen überhaupt lebenswert sein kann. Ich habe aber trotz meiner anfangs heftigen Widerstände schließlich die sehr wichtige Erfahrung gemacht, dass Glück und Erfüllung im Leben eben nicht davon abhängen, ob ich sehen kann oder nicht.

Was wünschen Sie persönlich sich für die Inklusion im Arbeitsleben?

Am schönsten wäre es, wenn es keine Sensation mehr wäre, wenn ein Unternehmen oder eine Organisation einen Menschen mit Behinderung anstellt. Das sollte ganz selbstverständlich werden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, denn es gibt noch viele Hindernisse zu überwinden: für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Behinderung, für die Unternehmen – und für die Gesellschaft. —





„Inklusion andersherum – Wenn der Lehrer blind ist“

Dass Christof Müller nach seinem Studium eine Stelle als Lehrer an einer Regelschule antrat, war für ihn damals nicht selbstverständlich, denn er ist blind. Der Radiosender SWR2 hat den Pädagogen einen Tag lang bei der Arbeit begleitet und diese Eindrücke in der Reportage „Inklusion andersherum – Wenn der Lehrer blind ist“ im Podcast-Format aufbereitet.

Christof Müller erklärt in dem gut 20-minütigen Beitrag zum Beispiel, wie er Arbeitsblätter für seine Klassen vorbereitet, schriftliche Klausuren korrigiert und seinen Unterricht organisiert. Auch seine Schülerinnen und Schüler kommen zu Wort und erzählen, wie sie den Unterricht mit ihrem blinden Lehrer erleben.

Unser Fundstück der Woche!




Irgendwas mit Computern

Frau Ray, welche Entwicklungen im IT-Bereich machen diesen Berufszweig für Menschen mit Behinderung interessant?

Die IT-Branche wächst seit Jahren, im vergangenen Jahr sogar um fast 3 Prozent. Wir selbst, die akquinet AG, sind ein IT-Dienstleister für andere Unternehmen, bei denen wir zum Beispiel ERP- und Kollaborations-Systeme einführen. Die Abkürzung „ERP“ heißt „Enterprise-Resource-Planning“. Das sind IT-Anwendungen, mit denen die Betriebe ihre Prozesse besser steuern und die Zusammenarbeit der Mitarbeiter fördern können.
Wir entwickeln darüber hinaus auch eigene Softwarelösungen und pflegen in unseren Rechenzentren die IT-Systeme und Daten unserer Kunden. Da heute viele Unternehmen immer mehr in ihre IT investieren und sie ausbauen, haben viele Dienstleister – also auch wir – einen immer größeren Bedarf an zusätzlichen Experten, vor allem in den Bereichen Entwicklung, Consulting, Sales und Support. Diese Leute werden natürlich allerseits heiß umworben. Genau hier liegt aus meiner Sicht eine große Chance für Menschen mit Behinderung.

Welche Chancen meinen Sie damit?

In der Branche sind sehr viele Arbeitsplätze unbesetzt, daher suchen wir immer neues Fachpersonal. Menschen mit Behinderungen könnten von diesem positiven Trend im IT-Berufszweig sehr profitieren, weil sie hier mit weniger mit anderen Bewerberinnen und Bewerbern konkurrieren müssen. Laut der Bundesagentur für Arbeit arbeiten im Moment aber leider nur etwa 23.000 Menschen mit schwereren Behinderungen im IT-Sektor – da schlummern aus meiner Sicht riesige Potenziale und viele Chancen.

Was tun Sie als Integrationsbeauftragte in Ihrem Unternehmen, um diese Kluft zu schließen?

Wir haben unter anderem eine Inklusionskampagne mit dem Namen „Inklusion? – na klar!“ ins Leben gerufen. Damit wollen wir nach und nach ein Netzwerk in der IT-Branche zur beruflichen Inklusion von Menschen mit Behinderungen aufbauen. Wir setzen uns zum Beispiel dafür ein, dass der Austausch zwischen IT-Branchenvertretern, Interessenverbänden und Akteuren der beruflichen Rehabilitation stärker und besser wird.
Eine der Maßnahmen in der Kampagne war außerdem, dass wir 2017 als akquinet AG eine Woche lang am Online-Format „Karriereratgeber“ des Magazins Computerwoche teilgenommen haben. Dort haben wir gezielt Menschen mit Behinderungen zu Jobs in der IT-Branche beraten.
Auch jetzt noch können Interessierte auf der Plattform regelmäßig mit Insidern in Kontakt treten und ihnen Fragen stellen – zum Beispiel zu deren Arbeitsalltag, dem Ablauf der Mitarbeitersuche in Unternehmen und zu den nötigen Qualifikationen für verschiedene Berufsbilder in der Branche.

Wie war die Resonanz auf das Angebot?

Gut! Wir bekamen einige Anfragen über das Online-Forum und hatten außerdem auch direkten Kontakt mit Interessierten. Der schöne Nebeneffekt für uns als Unternehmen ist, dass wir durch solche Aktionen am IT-Arbeitsmarkt mittlerweile als Inklusionstreiber gesehen werden. Und das schlägt sich unter anderem darin nieder, dass wir inzwischen mehr qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber auf ausgeschriebene Stellen haben. Wir hoffen, damit unseren Bedarf an neuen Experten nach und nach zu decken und zugleich anderen vorleben zu können, wie angewandte Inklusion in der IT-Branche funktioniert.

Welche Fragen wurden Ihnen während dieser Woche am häufigsten gestellt, wo gibt es also besonderen Informationsbedarf?

Es haben vor allem sehr viele junge Menschen mit Behinderungen Kontakt mit uns aufgenommen. Sie möchten nach der Schule gern in einem Beruf in der IT-Branche arbeiten, wissen aber nicht, wie sie sich dafür qualifizieren müssen und können. Wir haben sie im Rahmen der Aktionswoche zu den Weiterbildungsmöglichkeiten in der Branche informiert. Es gibt beispielsweise gute IT-Fernstudiengänge oder auch duale Ausbildungen, die einen stärkeren Praxisbezug haben. Solche dualen Studiengänge bieten wir zum Beispiel auch selbst an, und zwar gemeinsam mit dem Institut für Softwaretechnik und Outsourcing an der FH Wedel.
Ein weiteres großes Thema war das der Teilhabe, also die Frage danach, wie die berufliche Inklusion in einem IT-Unternehmen funktioniert. Das hatte ich als Inklusionsbeauftragte schon erwartet. Die große Frage dahinter ist immer die gleiche: Wie können Strukturen und die Verhaltensweisen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen so verändert, gefördert und gelebt werden, dass alle gleichberechtigt sind und gut arbeiten können?

Und wie geht das?

Eine große Verantwortung haben immer die Köpfe eines Teams, also die Chefs. Durch eine klare Aufgabenverteilung und die begleitende Kommunikation im Berufsalltag können sie entscheidend dazu beitragen, dass die inklusive Zusammenarbeit im Team möglich wird. Umgekehrt sollten Menschen mit Behinderungen schon im Bewerbungsprozess darauf achten, ob die vorgegebenen Strukturen passend für gelebte Teilhabe sind. Für solche Fragen sind vor allem die Inklusionsbeauftragten eines Unternehmens sehr wichtige Ansprechpersonen, vor allem für neue Jobanwärterinnen und -anwärter.

Was war die ungewöhnlichste Frage, die Sie während der Kampagne gehört oder gelesen haben?

Dazu muss ich ein wenig ausholen. Ich habe in meinem Beruf täglich mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beziehungsweise Bewerberinnen und Bewerben zu tun, die eine Behinderung haben. Das ist für uns Alltagsroutine und ganz normal. In vielen anderen Unternehmen und auch in der Gesellschaft ist das aber leider noch nicht so. Bei einigen Anfragen zeigte sich dann, dass manche Menschen mit Behinderungen gar nicht so recht wissen, ob sie ihre Behinderung im Bewerbungsprozess überhaupt erwähnen sollten. Diese Unsicherheit entsteht häufig aus der Sorge vor Nachteilen.
Ich sehe das aber so: Wenn man in einem Umfeld arbeitet, in dem schon durch den Job viel von einem gefordert wird, ist es besonders wichtig, offen mit den persönlichen Bedingungen und eventuellen Einschränkungen umzugehen. Das ist sogar eine Voraussetzung dafür, einen vertrauensvollen und konfliktfreien Umgang mit Kolleginnen und Kollegen oder den Führungskräften zu erreichen. Deshalb ist mein Rat: Geht von Beginn an offen mit eurer Behinderung um. Stört euch nicht an Fragen und Unsicherheiten eures Umfelds, sondern nehmt sie als Chance an. Unsicherheiten sind menschlich und gehören von beiden Seiten dazu. Je offener ihr also selbst mit eurer Behinderung seid, desto größere Chancen entstehen auch für die Menschen in eurem Arbeitsumfeld, respektvoll und selbstverständlich damit umzugehen.






Computerschrift zeigt Gefühle

Herr Schlippe, Sie haben 2015 Ihr Startup Silicon Surfer gegründet und es zuerst in Teilzeit betrieben, ab Anfang 2018 dann in Vollzeit. Kurz danach haben Sie „WaveFont“ entwickelt. Was ist das für eine Software und was hat sie mit Inklusion zu tun?

WaveFont ist eine Technologie, mit der es zum ersten Mal möglich ist, Informationen in Filmen einzubinden, von denen Menschen mit einer Hörbehinderung bisher oft ausgeschlossen waren. Diese Infos können nämlich nur hörende Menschen entschlüsseln – zum Beispiel die Betonung und die Geschwindigkeit, mit der Menschen in einem Film sprechen oder die Pausen, die sie einlegen. Mit meiner Software werden solche Emotionen in der Sprecherstimme automatisch analysiert und können dann in den Untertiteln eines Videos dargestellt werden.

Wie genau funktioniert die Software?

Der Ausgangspunkt ist die gesprochene Sprache. Sie ist entweder in der Audiospur eines Videos vorhanden oder sie wird über ein Mikrofon aufgenommen. WaveFont analysiert die Aussprache der Sätze, Wörter und einzelnen Buchstaben. Aktuell werden die Geschwindigkeit und Lautstärke des Gesprochenen ausgewertet und anschließend in Zahlen umgewandelt. Dafür setzen wir Künstliche Intelligenz und Machine-Learning-Technologien ein.
Im nächsten Schritt werden diese Zahlenwerte in Schrift umgewandelt. Ein laut gesprochenes Wort wird zum Beispiel in fetter Schrift dargestellt, die beim Lesen automatisch mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein sehr langsam gesprochenes Wort erzeugt dagegen breite Buchstaben. Daraus entstehen breitere Wörter, für die man automatisch mehr Zeit zum Lesen braucht – und damit verlangsamt sich der Lesefluss. Das sind nur zwei Beispiele. WaveFont kann auch noch weitere, individuelle Merkmale in Untertiteln umsetzen, die ganz auf die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe zugeschnitten werden können.

Das sind ja vor allem gehörlose Menschen. Woher wussten Sie, dass eine solche Technologie gebraucht wird?

Weil ich bei deutschen Gehörlosenvereinen und -verbänden genau dazu Umfragen durchgeführt habe. Die Antworten zeigten, dass es einen deutlichen Bedarf für emotionalere Untertitel gibt. 98% der Befragten finden, dass so eine Technologie einen Mehrwert für sie hätte und würden WaveFont-Untertitel auch gern nutzen. Übrigens profitieren auch hörende Menschen von dieser emotionalen Darstellung von Schrift, zum Beispiel, wenn sie auf ihren Smartphones Videos ohne Ton schauen möchten. Oder Menschen, die gerade eine fremde Sprache lernen: Sie werden durch die visuellen Informationen in den Untertiteln zusätzlich beim Lernen unterstützt.


WaveFont in Aktion

Fußball ist ein sehr emotionaler Sport – für die Spieler auf dem Platz, für die Zuschauer, aber auch für die Sportjournalisten, die das Spiel aus dem Off beobachten und kommentieren. Der folgende Ausschnitt aus einem Spiel der Fußball-WM zeigt, wie mit WaveFont die Betonungen in der Stimme des Kommentators über die Untertitel transportiert werden (Video unten).

An die Hörenden unter euch: Schaltet doch mal den Ton aus und lest nur mit, während das Video läuft. Ihr werdet merken, dass es etwas Übung braucht, um die Betonungen richtig zu lesen – aber auch, dass die WaveFont-Untertitel wirklich mehr als nur inhaltliche Informationen transportieren können.
Wenn ihr noch mehr Video-Beispiele sehen wollt, schaut doch einfach auf der WaveFont-Facebookseite vorbei oder besucht den Instagram-Account von Silicon Surfer.

Warum reicht die bisherige Darstellung von Untertiteln für gehörlose Menschen nicht aus?

Weil menschliche Sprache ja nicht nur aus neutralen Informationen besteht. Der Tonfall und viele andere kleine Merkmale lassen Rückschlüsse auf den Charakter oder die Stimmung eines Menschen zu. Ist der Sprecher vielleicht gerade traurig und spricht deshalb sehr leise und langsam? Oder macht er gerade einen Witz und spricht dadurch eher laut und schnell? Vor allem dann, wenn jemand in einem Video aus dem „Off“ spricht, seine Mimik also nicht zu sehen ist, können Menschen mit einer Hörbehinderung solche Botschaften gar nicht entschlüsseln. Sie sind von diesen wichtigen Zusatzinformationen also komplett ausgeschlossen, und da helfen „normale“ Untertitel eben auch nicht weiter. Mit WaveFont will ich das ändern – und so langfristig zu mehr Barrierefreiheit und Inklusion im öffentlichen Raum beitragen.

Und wie finanzieren Sie Ihr Projekt?

Am Anfang durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne bei Startnext. Damit hatte ich die finanziellen Mittel, um die Technologie von Grund auf zu entwickeln und weiterzudenken. Die Kampagne ist Ende August 2018 ausgelaufen, seither habe ich mein Angebot sogar noch erweitern können.

Ihre Technologie ist also schon im Einsatz?

Ja! Jeder, der gerade einen Film produziert, kann uns einfach ansprechen und uns um ein Angebot bitten (Kontaktdaten siehe unten). Unsere Kunden senden uns dafür zuerst ihr Video zu. Wir machen dann anhand der Länge und Komplexität des Filmmaterials ein Angebot. Wenn der Kunde damit einverstanden ist, beginnen wir mit der Arbeit. Zum Schluss liefern wir den Film mit den schon eingebundenen WaveFont-Untertiteln zurück. Interessant ist so etwas zum Beispiel für Unternehmen, die inklusive Imagefilme produzieren wollen, aber auch für Fernsehsender, Filmproduzenten, Video-On-Demand-Anbieter, Mediathek-Betreiber oder Werbeagenturen. Im Prinzip können uns aber auch Privatpersonen ihre Filme zuschicken.


Gibt es WaveFont auch in anderen Sprachen?

Ja, neben Deutsch setze ich Video-Untertitel in englischer und in spanischer Sprache um. Dieses Angebot möchte ich jetzt schrittweise noch weiter ausbauen. Mein Ziel ist es, diesen Service eines Tages in sehr vielen anderen Sprachen anzubieten, damit weltweit Menschen davon profitieren können.

Was ist Ihr Plan für die Zukunft?

Ich will WaveFont eines Tages als Standardtechnologie etablieren. Dafür mache ich jetzt schon Kampagnen, weil diese Art von Untertiteln ja doch eine sehr neue Art ist, einen Film oder ein Video zu erleben. Außerdem will ich Gehörlose und Menschen mit Hörbehinderung weiterhin in den Prozess einbinden, um die Technologie für sie optimal weiterzuentwickeln. Dafür könnte ich mir zum Beispiel auch weitere Studien mit den Gehörlosen-Verbänden gut vorstellen.




Digitale Innovationen für mehr Inklusion im Alltag

 #1: Das Deaf Magazine – ein analoges Heft mit digitalen Inhalten

Die Macher des ‚Deaf Mag‘ bezeichnen ihr Heft als „Lifestyle- und Gesellschaftsmagazin für die deutsche Gehörlosenszene“. Sie möchten damit Kommunikationsbarrieren für Gehörlose und für Menschen mit Hörbehinderung abbauen. Und das geht so: Das Magazin ist ein gedrucktes Heft, das neben Texten und Bildern auch Verweise auf Gebärdensprach-Videos enthält. Möglich wird das mit Augmented Reality (Übersetzung: Erweiterte Realität). Mit dieser Technologie werden kleine Codes in die Bilder des Magazins eingefügt, die auf Videos im Netz verweisen. Die Leser müssen nur die App zum Magazin auf ihrem Smartphone installieren und können das Telefon dann einfach über einen solchen Code halten – damit gelangen sie direkt zu den Videos. Die kleinen Filme ergänzen die Beiträge im Magazin mit Infos in Gebärdensprache, zum Beispiel zu Persönlichkeiten aus der Gehörlosen-Szene, Veranstaltungen, Barrierefreiheit oder der Gebärdensprachkultur in anderen Ländern. Die Videos sind zusätzlich untertitelt.

Der Hintergrund der Idee zum Magazin ist, dass viele gehörlose Menschen mit der Deutschen Schriftsprache Schwierigkeiten haben, weil sie auf der gesprochenen Sprache basiert. Die Muttersprache von Menschen mit Hörbehinderung ist aber die Gebärdensprache – und diese unterscheidet sich in Grammatik und Wortbildung sehr stark von der Lautsprache. Das Deaf Mag berücksichtigt genau das und erleichtert Gehörlosen durch die per Code eingebundenen Videos in Gebärdensprache den Zugang zu den Inhalten des Magazins. Nebenbei können die Leser außerdem neue Wörter in Schriftsprache lernen – oder sich umgekehrt, dank der Untertitel unter den Videos, die Gebärdensprache aneignen.

Zwei junge Männer schauen auf ein Smartphone, auf dem die App des Deaf Magazine aufgerufen ist.
Wer die App des Deaf Magazine herunterlädt, kann darin Videos zu den Artikeln im Magazin anschauen. Foto: Andi Weiland/ Gesellschaftsbilder.de

#2: Die EiS-App – Gebärdensprache spielerisch lernen

Die EiS-App (Abkürzung für ‚Eine inklusive Sprachlern-App‘) soll Kinder mit einer verzögert entwickelten Sprache dabei unterstützen, die Gebärdensprache zu erlernen. Die Mädchen und Jungen haben nämlich oft Schwierigkeiten, sich in Lautsprache mit anderen zu unterhalten. Wenn sie und ihre Freunde aber einen „Grundwortschatz“ in Deutscher Gebärdensprache hätten, könnten sie unkompliziert und spielerisch miteinander kommunizieren. Genau das ist die Idee der Entwickler, die ihre App an Schulen und Kindergärten als Hilfsmittel zum Erlernen der Gebärdensprache etablieren wollen. Sie hoffen, damit auch Berührungsängste zwischen Kindern mit und ohne Behinderung abzubauen. Aktuell ist die App noch in der Testphase.

Die Software funktioniert wie ein Wörterbuch, das den Wortschatz und die Grammatik der Gebärdensprache vermittelt: Neben dem ausgeschriebenen Wort erscheinen ein Symbol und ein Gebärdenvideo, außerdem ist der jeweilige Begriff als Audio-Datei hinterlegt. Die App ist damit sehr intuitiv bedienbar und auch das barrierefreie Design ist genau auf Menschen mit kognitiven Behinderungen zugeschnitten.

#3: Match My Maker – günstige Hilfsmittel von Bastlern und Tüftlern

Diese Online-Plattform will gezielt Menschen mit Behinderung und kreative Köpfe zusammenbringen, die ihre Talente und Fähigkeiten einsetzen möchten, um individuelle Hilfsmittel zu entwickeln. Match My Maker ist also ein Netzwerk für private oder professionelle „Macher“, die sich mit moderner Technik auskennen und verschiedenste Objekte bauen oder umgestalten können – zum Beispiel einen Getränkehalter für einen Rollstuhl oder individuell angepasste Griffe für einen Gehstock aus dem 3D-Drucker.

Die Plattform stellt aber nicht nur Kontakte her, sondern unterstützt die inklusiven Projektteams auch mit Coachings. Außerdem können die Entwickler ihre Lösungen in einer Datenbank erfassen, damit auch andere Menschen auf ihre Ideen zugreifen und diese für sich oder ihre Angehörigen weiternutzen können.

Drei Frauen besprechen an einem Flipchart die Ideen für ihr Projekt.
Was können wir mit unserer Idee erreichen und was müssen wir dafür tun? Mit diesen und anderen Fragen erarbeiten die Finalisten Projektpläne für ihre Start-ups. Foto: Andi Weiland/Gesellschaftsbilder.de

#4: „Kultur mit allen Sinnen“ – eine inklusive Museums-App

Der Name der App, die von der Berlinischen Galerie zusammen mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband DBSV entwickelt wurde, ist wörtlich gemeint: Sie soll es allen Menschen mit und ohne Behinderung ermöglichen, Kultur und Kunstwerke mit verschiedenen Sinnen zu erleben. Die Software führt die Besucherinnen und Besucher zu den 17 wichtigsten Stationen der Dauerausstellung „Kunst in Berlin 1880-1980“ und liefert dort nicht nur Hintergrundinformationen zum jeweiligen Künstler, dessen Technik und zur Entstehungszeit der Gemälde und Skulpturen, sondern auch eine sehr detaillierte akustische Beschreibung der Werke. Die Inhalte werden automatisch abgespielt, sobald die Besucher an einer Station angelangt sind. Ergänzt wird das Kultur-Erlebnis durch ein taktiles Bodenleitsystem, das sich durch die gesamte Ausstellung zieht.

Die App kann übrigens auch in anderen Museen eingesetzt werden und ist beliebig erweiterbar. Zum Beispiel können Infos in Gebärdensprache oder Leichter Sprache ergänzt werden. Und: Die App unterstützt ihre Nutzer auch schon vor dem Museumsbesuch. Wer möchte, kann akustische Wegbeschreibungen von Haltestellen der Öffentlichen Verkehrsmittel zum Museum oder Hinweise zur Orientierung im Museum abrufen.

Die App für iOS und Android ist im App-Store und Google Play-Store verfügbar (Suchbegriff „Berlinische Galerie“).

#5: Ever Guide Ein Indoor-Navigations-System fürs Smartphone

An Flughäfen, in Behörden, in Einkaufszentren oder in ähnlich unübersichtlichen Gebäuden ist es für Menschen mit Sehbehinderung oft nicht einfach, sich zurechtzufinden und sicher zu bewegen. Das Fraunhofer Institut für offene Kommunikationssysteme (FOKUS) möchte das mit seinem Indoor-Navigationssystem „Ever Guide“ ändern. Das Programm nutzt Sensordaten des Smartphones – zum Beispiel der Kamera und des Beschleunigungssensors – und errechnet daraus sehr präzise den Standort des Nutzers innerhalb eines Gebäudes. Diese Technik kann Menschen mit Sehbehinderung dadurch besonders genau führen, was mit einer herkömmlichen GPS-Navigation bisher nicht möglich war.

Ever Guide ist barrierefrei und eignet sich besonders für Menschen mit Sehbehinderung. Aber auch Menschen mit körperlichen Behinderungen profitieren von dem Programm: Es bietet neben der genauen Wegführung auch eine Funktion, mit der barrierefreie Wege im Inneren eines Gebäudes angezeigt werden können.





Lehren und Lernen auf Augenhöhe

Frau Groß, „Institut für Inklusive Bildung“ klingt für Laien etwas trocken. Wie würden Sie einem Außenstehenden Ihre Arbeit erklären?

Wir setzen uns dafür ein, dass Inklusion in der Bildung, im Arbeitsleben und auch in anderen Lebensbereichen in der Praxis besser funktioniert. Ein Beispiel aus dem Schulkontext: Kinder mit einer Behinderung sollen im inklusiven Unterricht genauso gut lernen wie alle anderen Schülerinnen und Schüler in der Klasse. Das wird zwar heute schon umgesetzt, die Lehrkräfte sind aber fast immer Menschen, die selbst keine Behinderung haben und sich zugleich mit dem Thema in der Ausbildung kaum auseinandersetzen mussten. Das finden wir schwierig, denn gerade die Lehrkräfte spielen ja bei der Inklusion eine wichtige Rolle. Sie müssen also eine bessere Idee davon bekommen, was in Menschen mit Behinderung vorgeht, wie sie die Welt sehen, welche Bedürfnisse sie im Unterricht haben. Und genau hier kommt das Institut für Inklusive Bildung ins Spiel.

Wie erreichen Sie die künftigen Lehrerinnen, Lehrer und anderen Bildungsfachkräfte?

Wir entwickeln Seminare für Hochschulen, Fachschulen und andere Bildungseinrichtungen, in denen wir angehende Lehrerinnen und Lehrer, Bildungsfachkräfte sowie Fachschülerinnen und -schüler in der Ausbildung genau dafür sensibel machen.
Wir sprechen aber zum Beispiel auch Führungskräfte und Personalverantwortliche in Betrieben an. Das Besondere an unserem Konzept ist, dass wir uns zwar gezielt an Menschen ohne Behinderung richten, unsere Lehrkräfte aber immer Menschen sind, die selbst eine Behinderung haben. Sie wissen nämlich am besten, wie ihre Lebenswelt aussieht und was sie brauchen, sind also „Experten in eigener Sache“. Sie müssen aus unserer Sicht deshalb gerade in der Bildung unbedingt mitreden.
Um sie für diese Tätigkeit fit zu machen, bilden wir sie wie gesagt speziell für die inklusive Bildungsarbeit mit Menschen „aus, die ohne leben. Das Ziel ist, die Barrieren in den Köpfen abzubauen. Wir wollen erreichen, dass sich eines Tages alle Menschen auf Augenhöhe begegnen und mehr miteinander anstatt übereinander sprechen. Genau so lautet auch unser Motto: „Nicht über uns ohne uns!“

Wie sind diese Idee und das Institut entstanden?

Das Ganze hat mit einem Innovations-Workshop angefangen, der im Jahr 2008 von der Stiftung Drachensee durchgeführt wurde. Daraus entstand die gute Idee, Menschen aus Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) in die Ausbildung angehender Lehr- und Fachkräfte einzubinden. Im Studiengang „Soziale Arbeit“ an der Fachhochschule Kiel gab es kurz danach ein erstes Seminar namens „Meine Welt“, das von 13 Menschen mit Behinderung und drei Sozialpädagoginnen ins Leben gerufen wurde.

Haben die Studierenden das Angebot gut angenommen?

Ja, sehr gut sogar! Das Seminar lief drei Jahre lang, bis 2012. Leider konnte es dann so nicht mehr weitergehen. Der Aufwand und die Barrieren für diejenigen, die das Seminar veranstalteten, waren hoch. Alle Beteiligten machten das ja neben dem normalen Arbeitsalltag. Dazu kam, dass die Menschen mit Behinderungen, die am Seminar beteiligt waren, eigentlich gar nicht an der Hochschule sein durften – schon gar nicht als Lehrende. Außerdem merkten viele, wie anspruchsvoll und anstrengend Bildungsarbeit sein kann. Das schöne Konzept drohte zu scheitern.

Blick in einen vollen Hörsaal
Ein Team vom Institut für Inklusive Bildung erklärt Studierenden im Audimax-Hörsaal der Europa-Universität in Flensburg, was diese später zum Thema Inklusion in ihren Berufen wissen müssen. Foto: Institut für Inklusive Bildung

Wie ging es weiter?

Die Stiftung Drachensee entschied kurzerhand, das Angebot professioneller aufzustellen. Sie begann, Menschen mit geistigen Behinderungen zu Bildungsfachkräften auszubilden – und das wurde mit dem Institut für Inklusive Bildung dann nochmal auf ganz neue Beine gestellt.

Und wie genau bilden Sie Menschen mit Behinderung zu Bildungsfachkräften aus?

Wir arbeiten immer mit Menschen, die aktuell noch in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) tätig sind. Die Qualifizierung bei uns dauert drei Jahre und findet in Vollzeit statt, das Konzept ähnelt also einer klassischen Ausbildung etwa an einem Berufskolleg. Wer die Ausbildung erfolgreich absolviert, hat nach der Prüfung eine gute Chance auf einen festen Arbeitsplatz in der Bildungsarbeit bei uns. Das war uns von Anfang an sehr wichtig. Damit die Qualifizierung nach festen Standards verläuft, haben wir ein eigenes Modulhandbuch entwickelt, das bestimmte Ziele, Inhalte und Prüfungsanforderungen festlegt.

Wie organisieren Sie die Sensibilisierungs-Seminare?

Meistens führen zwei Bildungsfachkräfte gemeinsam ein Seminar durch und werden dabei von einer pädagogischen Assistenz unterstützt. Manchmal arbeitet aber auch nur eine einzelne Bildungsfachkraft mit einer hauptamtlichen Lehrkraft zusammen, also zum Beispiel mit einer Professorin an der Uni oder einem Lehrer an der Schule. Das nennen wir Co-Teaching. So können wir ganz gewöhnliche Seminare über ein komplettes Semester hinweg anbieten.
Wir bieten ansonsten aber auch einzelne Vorlesungen oder Workshops an, sind als Gastdozentinnen oder -dozenten bei Konferenzen dabei oder machen Bildungsarbeit bei anderen großen Veranstaltungen. Unser Bildungs-Teams kommen also immer dann ins Spiel, wenn über kurz oder lang neue Strukturen, Abläufe und Denkweisen geschaffen werden sollen, die gut zu den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung passen, damit sie gleichberechtigt an verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft teilhaben können.

Wenn es nicht nur in Schulen, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt inklusiv zugehen würde, könnten Menschen mit Behinderung eigenständig und selbstbestimmt ihren Lebensunterhalt verdienen anstatt in einer Werkstatt nur ein „Taschengeld“ zu bekommen. Wie trägt Ihre Arbeit dazu bei, diese Entwicklung voranzutreiben?

Genau das ist der Kern unseres Angebots. Auf der einen Seite schaffen wir ein breites Bewusstsein bei unseren Zielgruppen, auf der anderen Seite bieten wir mit unserem Qualifizierungsangebot Menschen in Werkstätten eine echte Perspektive auf einen unbefristeten, dauerhaften und nach Tarif bezahlten Job bei uns im Institut. Im November 2016 fingen bei uns die ersten fünf Bildungsfachkräfte auf festen Stellen zu arbeiten an, heute gestalten sie aktiv die Bildungslandschaft von Schleswig-Holstein im Sinne der Inklusion mit.
Unser Institut hat außerdem Kontakt zu über 60 Hochschulen aus dem In- und Ausland aufgebaut, die entweder gern Erfahrungen mit uns austauschen wollen oder die Leistungen unserer Bildungsfachkräfte in Anspruch nehmen möchten. Wir streuen also unser Wissen. Im Wintersemester 2017/2018 starteten zum Beispiel sieben neue Menschen mit Behinderung in Baden-Württemberg an der Uni Heidelberg ihre Ausbildung zur Bildungsfachkraft – und es sind noch mehr an anderen Orten geplant.

Welche Projekte planen Sie sonst noch?

In den nächsten fünf Jahren wollen wir 60 neue Qualifizierungsplätze für Menschen mit Behinderungen an zehn deutschen Hochschulstandorten schaffen. So wollen wir mit unserer inklusiven Bildungsarbeit jedes Jahr 20.000 angehende Lehrkräfte und andere Zielgruppen direkt erreichen. Bei diesem Vorhaben werden wir von der Aktion Mensch Stiftung und der Software AG Stiftung mit Fördergeldern unterstützt.
Darüber hinaus haben wir in Nordrhein-Westfalen kürzlich eine gemeinnützige GmbH gegründet („Institut für Inklusive Bildung NRW gGmbH“). Über diese „Zweigstelle“ starten wir ab April 2019 eine Kooperation mit der Technischen Hochschule Köln, an der wir zunächst sechs weitere Menschen mit Behinderungen zu Bildungsfachkräften ausbilden wollen – vorausgesetzt, die Mittel dafür werden bewilligt.

Wenn Sie noch weiter in die Zukunft schauen könnten: Wo würden Sie gern in zehn Jahren stehen?

Ich wünsche mir, dass das Konzept des Instituts in zehn Jahren weltweit (Hoch-)Schule gemacht hat!






Mit viel Engagement für die gute Idee

Sein Inklusionsunternehmen, die Arbeit und Beschäftigung gGmbH, hat mittlerweile 70 Mitarbeiter. 2017 hat Ulrich Gerlach für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz bekommen.


Herr Gerlach, Sie engagieren sich schon seit Jahrzehnten für Menschen, die es in unserer Gesellschaft nicht so einfach haben. Wie fing das an?

Im Grunde war das ein Zufall. Ich bin in Marsberg geboren und in einem Haus aufgewachsen, das 500 Meter Luftlinie entfernt von der 1814 gegründeten psychiatrischen Klinik lag. Damals war das noch nicht so eine moderne psychiatrische Fachklinik wie heute. Die so genannte „bewachende Psychiatrie“ war der Normalzustand. Dort wurden sowohl Menschen mit psychischen Erkrankungen als auch solche mit geistigen Behinderungen untergebracht. Neben den psychiatrischen Anstalten gab es kaum Alternativen, um Menschen mit seelischen und geistigen Erkrankungen oder Behinderungen angemessen zu betreuen und zu fördern. Die Menschen gehörten zum Stadtbild in Marsberg einfach dazu, sie spazierten mit ihren Betreuern durch den Ort und waren immer daran zu erkennen, dass sie in kleinen Gruppen unterwegs waren. Und weil ich praktisch nebenan wohnte, hatte ich sehr früh Kontakt mit ihnen.

Sie haben das Thema zu Ihrem Beruf gemacht und arbeiten heute als Sozialpädagoge in der Gerontopsychiatrie der LWL-Klinik Marsberg. Warum haben Sie sich so früh auch noch darüber hinaus engagiert?

Viele der Menschen mit Behinderung, die ich in den 1980er-Jahren betreut und kennengelernt habe, waren ganz unglücklich mit ihrer beruflichen Situation. Sie gingen für ein Taschengeld zur Arbeit in Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Zugleich definiert sich unsere Gesellschaft stark über die Arbeit. Das betrifft Menschen mit einer psychischen Behinderung ganz genauso, und viele hätten gern mit ihrem Job ihren Lebensunterhalt verdient. Für uns Pädagogen und Therapeuten war das ein wichtiger Impuls. Wir fingen mit der so genannten ausgelagerten Arbeitstherapie an, bei der die Patienten für kurze oder längere Zeit unter realistischen Bedingungen ausprobieren konnten, wie sie mit einem „normalen“ Arbeitsalltag klarkommen würden. Dafür absolvierten sie Praktika in Marsberger Firmen und Betrieben und wurden dabei von uns begleitet. Das Ziel war schon damals, sie irgendwann in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zu vermitteln, mit dem sie dann eigenständig ihren Lebensunterhalt würden verdienen können.

Hat das funktioniert?

Das Problem war, dass sich an den „normalen“ Arbeitsplätzen oft großer Druck aufbaute, dem viele Menschen mit Behinderung nicht standhielten – sie wurden krank oder waren völlig überfordert, so dass es immer wieder Probleme im Betrieb gab. Da war für meine Kollegen und mich klar: Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, in denen unsere Patienten passend zu ihren persönlichen Voraussetzungen einer angemessen entlohnten, sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen konnten. Wir brauchten also ein neues Unternehmens-Format, das irgendwo zwischen Werkstatt für behinderte Menschen und allgemeinem Arbeitsmarkt liegen musste.

Gab es solche Betriebskonzepte schon?

Die Dalke GmbH in Gütersloh verfolgte schon eine ähnliche Idee. Wir haben uns dort informiert und danach weiter überlegt. Wir wollten zuerst einen großen Träger ansprechen, hatten aber die Befürchtung, dass wir durch viel zu viele Instanzen gemusst hätten. Wir wollten keine Zeit verlieren. Also haben wir uns für die Vereinsform entschieden. Damit blieben wir klein und beweglich. Zugleich war das rechtlich am unkompliziertesten, denn als Verein konnten wir nur bei grober Fahrlässigkeit juristisch haftbar gemacht werden. Das war sehr wichtig, weil mein damaliger Kollege im Vorstand und ich persönliche Bürgschaften übernommen hatten, um den Verein überhaupt auf die Beine stellen zu können. Und weil wir uns damit privat in großes Risiko begeben hatten, mussten wir alle Unwägbarkeiten so gering wie möglich halten.

Sie sprechen von Ihrem Kollegen im Vorstand, mit dem Sie den „Verein für Arbeit und Beschäftigung für psychisch Behinderte Marsberg e. V.“ gegründet haben. Waren nur Sie beiden an der Gründung beteiligt?

Nein. Zu einer Vereinsgründung sind mindestens sieben Personen erforderlich. In der Gründungsversammlung sind 17 Personen dem Verein beigetreten und haben meinen Kollegen Norbert Wild zum Geschäftsführer und mich zum ersten Vorsitzenden gewählt. Alle Mitglieder hatten einen beruflichen oder persönlichen Bezug zu Menschen mit einer psychischen Behinderung. Der Verein war von Anfang nur als Träger der Selbsthilfefirma „Inselwerkstatt“ gedacht. Unsere Firma war damit der Vorläufer des heutigen Integrationsunternehmens.

Wie ging es danach weiter?

Wir haben in einer alten Malerwerkstatt angefangen und den Betrieb mit zusätzlichen Räumen in einer alten Bäckerei erweitert. Das Ziel war damals, zehn sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen. Wir übertrafen uns aber schnell selbst, die Selbsthilfefirma wurde ein regelrechter Selbstläufer. Parallel zu den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen haben wir Praktikumsstellen angeboten, um überhaupt erste Möglichkeiten und Vorstufen zu schaffen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder an eine geregelte Arbeit heranzuführen. Die Menschen sollten sich bei uns ausprobieren können. Für die Anleitung dazu brauchten wir über kurz oder lang Fachleute. Wir hatten Glück und konnten einen damals arbeitslosen Sozialarbeiter als pädagogische Leitung des Betriebs gewinnen, außerdem einen Techniker und eine Heilerziehungspflegerin. Diese Kollegen waren Angestellte, nur der Vorstand des Vereins bestand also aus Ehrenämtlern. Das hatten wir aber auch von Anfang an so geplant. Wir wollten ja einen richtigen Betrieb aufbauen und die Menschen bezahlen, die darin arbeiteten.

Was hat ihr Unternehmen denn produziert beziehungsweise als Leistung angeboten?

Wir haben von Beginn an Verpackungs- und Kleinteilmontagearbeiten für Industriebetriebe aus der Region angeboten. 1994 haben wir dafür die erste 600 Quadratmeter große Halle gebaut. Unsere Mitarbeiter haben dort zum Beispiel Schlauchschellen bearbeitet, Biegearbeiten erledigt oder auch kompliziertere Aufgaben übernommen. Uns war wichtig, dass wir nicht nur einen Großkunden hatten, sondern mehrere kleine. So war das Risiko verteilt. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Kunden und Mitarbeiter dazu. Das Ganze wuchs so stark, dass die Rechtsform als Verein irgendwann nicht mehr geeignet war. Wir mussten damals für Einkäufe und Personalkosten schon in Millionenhöhe in Vorleistung gehen. Im Jahr 2001 bauten wir uns deshalb in eine gemeinnützige GmbH um. Den Verein gibt es nach wie vor, aber er ist jetzt einziger Gesellschafter der gGmbH.

Was für eine Unternehmenskultur pflegen Sie in Ihrem Betrieb?

Ganz wichtig ist eine tolerante Haltung zu Fehlern, die nun einmal passieren – uns selbst, aber auch unseren Mitarbeitern. Das ist eine sehr entscheidende Voraussetzung dafür, dass unser Unternehmenskonzept überhaupt funktioniert. Wir haben den Verein damals ja vor allem gegründet, weil der Druck in den regulären Betrieben für die Menschen mit seelischen Behinderungen oft zu hoch war. Bei uns werden sie ihren Talenten und Fähigkeiten entsprechend gefördert. Ihr Arbeitsplatz gestaltet sich um sie herum, nicht umgekehrt. Und sie dürfen dort eben auch mal scheitern! Trotzdem gelingt es uns, den hohen Ansprüchen unserer Kunden gerecht zu werden. So sind wir zum Beispiel als „A-Lieferanten“ eingestuft und nach der Norm DIN EN ISO 9001:2000 zertifiziert worden, die das Qualitätsmanagement eines Unternehmens beurteilt.

Ist es nicht ein großer Widerspruch, als Konkurrent zu anderen Unternehmen auf dem ersten Arbeitsmarkt agieren zu wollen und gleichzeitig eine Art „geschütztes Umfeld“ zu schaffen?

Das klingt erstmal so, ja. Aber es funktioniert gut, wir haben viele zufriedene Kunden und unser Konzept trägt sich schon seit Jahren. Und neben uns gibt es in ganz Deutschland ja insgesamt schon über 700 Integrationsunternehmen, das scheint also auch andernorts gut zu klappen. Das Thema Controlling ist für mich aber zum Beispiel ein ganz schwieriges. Wenn wir immer erst mal alles in Frage stellen und alles bis ins Kleinste kontrollieren, gibt es auch nie neue Ideen, Umwege und Zufälle. Damit versperren wir den Weg für Eigeninitiative, Aktion und am Ende auch für den Fortschritt. Eine wertschätzende, vertrauensvolle Zusammenarbeit schafft Zufriedenheit bei den Mitarbeitern und ist aus meiner Sicht die Voraussetzung dafür, dass sie sich in hohem Maße mit der Firma und mit dem Arbeitsplatz identifizieren können.

Wie sehen Sie den Stand der Inklusion heutzutage?

Die Inklusion wurde aus meiner Sicht in vielen Lebensbereichen völlig übers Knie gebrochen. Sie lässt sich aber nicht von oben nach unten durchboxen. Es fehlte und fehlt nach wie vor die Möglichkeit, sie nach und nach wachsen zu lassen – so etwas Großes geht nicht von heute auf morgen, für niemanden. Man braucht dafür Menschen, die bereit sind, die dahinterstehende Idee mitzutragen. Man kann zwar anregen und einen Rahmen schaffen, so wie wir mit der AuB. Zugleich muss die Politik aber auch unbedingt die „Basis“ stärken, damit irgendwann größere Veränderungen möglich werden. Das gilt auch für das Arbeitsleben. Wie ich schon sagte: Wir müssen nach und nach gute Rahmenbedingungen schaffen, die dabei helfen, die Fähigkeiten von Menschen zu fördern und sie zu motivieren. Gleichzeitig müssen wir aber auch eine Kultur pflegen, in der Fehler zugelassen werden und in der es bis zu einem gewissen Punkt in Ordnung so ist, dass nicht immer alles perfekt läuft – sonst wird es nie gleichberechtigt zugehen.

Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach ehrenamtlich engagierte Menschen beim Thema Inklusion?

Ohne das Ehrenamt geht das meines Erachtens nicht. Wir brauchen für solche großen gesellschaftlichen Veränderungen immer Menschen, die eine intrinsische Motivation haben, etwas voranzubringen. Das kann man nicht „verordnen“ und das nötige Engagement von allen gleichermaßen verlangen, erst recht nicht von professionellen Mitarbeitern zum Beispiel in den Regelschulen, die – selbst wenn sie hochmotiviert bei der Sache sind – schon zur Genüge mit anderen Aufgaben beschäftigt sind. Bei uns in Marsberg betrifft das zum Beispiel auch kleinere Bereiche. Hier können wir immer Ehrenamtliche im Freizeitbereich gebrauchen, weil in der Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung, aber auch mit älteren Menschen etwa mit Demenzen gerade die sozialen Kontakte und zwischenmenschlichen Begegnungen sehr wichtig sind – und diese fehlen leider oft. Dazu können wir aber nicht Mitarbeiter „verpflichten“. Deshalb ist das Ehrenamt hier so wichtig: Wer sich freiwillig engagiert, der meint es auch wirklich so und hat eine ehrliche Freude daran.

Wenn jemand auf Sie zukommen und sagen würde: ‚Ich habe große Lust, mich zu engagieren, weiß aber gar nicht, wie und wo!‘ Was würden Sie antworten?

Dem würde ich sagen: Setzen wir uns doch mal auf einen Kaffee zusammen – und dann schauen wir, was wir verwirklichen können!