Stand-up im Rollstuhl: der Comedian Tan Çaglar (Radiobeitrag)

Tan Çaglar konnte über seine Behinderung lange Zeit weder lachen noch Witze machen. Er hat eine angeborene Erkrankung des Rückenmarks, die sich seit seiner Kindheit langsam verschlechtert hat. Bis er 22 Jahre alt war, konnte er laufen und spielte gerne Fußball. Als das nicht mehr ging, traf ihn das sehr hart. Er entwickelte eine Depression.
Der Journalist Wolf Eismann widmet dem Comedian in der ARD-Audiothek ein 25-minütiges Audio-Feature. In Interview-Einspielern erzählt Tan Çaglar von seinem Leben, warum er mit Ende 30 Comedian geworden ist, wie er seine Depression überwunden hat und was er über Inklusion denkt.

Zwischen den Interview-Ausschnitten und Moderationen werden außerdem immer wieder Auszüge aus Tan Çaglars erstem Bühnenprogramm „Rollt bei mir“ eingespielt – inzwischen ist er mit seinem zweiten Programm „Geht nicht? Gibt’s nicht!“ auf Tournee.




„Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet“

Eduard Wiebe hebt eine Einkaufstasche aus seinem Rollstuhlanhänger, dabei rieseln ein paar goldene Konfettischnipsel zu Boden. „Die sind noch von der Siegerehrung bei ProSieben“, sagt er grinsend. Er sammelt die glänzenden Schnipsel auf und legt sie auf seinen Schreibtisch.

Ende März 2019 stand der Fertigungsleiter des Bielefelder Unternehmens Teuto InServ zusammen mit Geschäftsführer und Mit-Erfinder Andreas Neitzel im Goldregen auf der Bühne der ProSieben-Erfindershow „Das Ding des Jahres“. 41 Prozent der Fernsehzuschauer hatten bei der telefonischen Abstimmung im Finale live für die beiden angerufen und ihre Erfindung „Rollikup“ zur besten Idee gekürt. Damit wurde die weltweit erste Anhängerkupplung für Rollstühle auf einen Schlag bekannt. Und auch das Preisgeld kann sich sehen lassen: 100.000 Euro.

Menschen mit Behinderung den Alltag erleichtern

„Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet“, sagt Andreas Neitzel. Eigentlich geht es bei der Show darum, dass die Zuschauer eine Erfindung wählen, die sie selbst gut gebrauchen könnten. Dieses Mal stimmte eine überwältigende Mehrheit für „Rollikup“. Der Name für die Erfindung ist aus den Wörtern „Rollstuhl“ und „Kupplung“ zusammengesetzt, denn mit ihr lassen sich Koffer, Kinder- und Transportanhänger mit einer Hand sicher an Rollstühlen verschiedenster Hersteller befestigen. Menschen, die mit Rollstuhl leben und Oberkörper und Arme frei bewegen können, können so viel einfacher und ohne Hilfe einkaufen, verreisen und mit kleinen Kindern unterwegs sein – das ist eine große Erleichterung im Alltag.

Geht nicht? Gibt’s nicht!

Die „Rollikup“-Erfolgsgeschichte begann im Herbst 2017. Damals erfuhr das Teuto-InServ-Team von einem Mann, der mit Rollstuhl lebte und gern allein sein Kind vom Kindergarten abholen wollte. „Er suchte nach einer Möglichkeit, einen Kinder-Caddy an seinem Rollstuhl zu befestigen“, erklärt Wiebe. „Aber Kupplungssysteme für Fahrradanhänger passen nicht an einen Rollstuhl und sind in der Bedienung auch viel zu kompliziert. Also dachten wir: Wenn es da noch nichts Passendes gibt, entwickeln wir das halt.“ Der Betriebsleiter des Inklusionsunternehmens begann zu tüfteln. Er brütete in den Mittagspausen zusammen mit Andreas Neitzel über Entwürfen, arbeitete abends, manchmal sogar nachts zu Hause an seiner Idee.

Anfang 2018 war der Prototyp fertig. Dafür schraubten die beiden eine Kupplung dauerhaft an einen Rollstuhl, an der sich ein Anhänger mit einem Handgriff sicher anklicken und mit einem weiteren Handgriff wieder lösen lässt. Während der Fahrt funktioniert die Kupplung wie ein flexibles Kugelgelenk. Die Nutzerin oder der Nutzer kann so einen Anhänger oder Koffer bequem um jede Kurve ziehen. Wiebe und Neitzel haben diesen Entwurf inzwischen weiterentwickelt und einen nur zwölf Kilo schweren Anhänger konstruiert, mit dem sich zwei große Einkaufstaschen oder eine Wasserkiste transportieren lassen. Selbst in einen Auto-Kofferraum passt der Anhänger bequem hinein.

Eduard Wiebe führt in diesem kleinen Zeitraffer-ideo vor, wie der Rollikup einfach auseinandergebaut und im Auto verstaut werden kann.

„Bewirb dich ruhig, aber das wird sowieso nichts“

Eine ehemalige Praktikantin brachte Wiebe und Neitzel im vergangenen Sommer auf eine Idee: Sie schlug vor, dass die beiden ihre Erfindung doch im Fernsehen vorstellen und sie so bekannter machen sollten. „Sie empfahl uns ‚Das Ding des Jahres‘ und schickte uns auch gleich die Bewerbungsunterlagen mit“, erinnert sich Wiebe lächelnd. „Sie hat sich so viel Mühe gegeben, dass wir gar nicht anders konnten, als uns zu bewerben.“ Andreas Neitzel war von der Idee anfangs noch wenig begeistert. Aber er stimmte zähneknirschend zu: „Ich habe gesagt: ‚Mach doch, aber das wird sowieso nichts.‘“ Heute lacht er, wenn er das erzählt. Denn es wurde doch etwas.

„Das Casting war ein Kampf“

Andreas Neitzel und Eduard Wiebe kamen in die engere Auswahl aus 400 Erfinderinnen und Erfindern, die das Pro7-Team aus knapp 1.000 Bewerbungen ausgesucht und zum Casting eingeladen hatte. Im September fuhren sie nach Köln und präsentierten den „Rollikup“ einer ersten Jury. „Das Casting war ein echter Kampf“, sagt Wiebe. „Die Konkurrenz war groß und die Atmosphäre war sehr angespannt, denn es gab ja auch viele andere Teams, die sich bei mehreren Sendungen gleichzeitig beworben hatten und unbedingt weiterkommen wollten. Manche Erfinder hatten sogar ihren Job gekündigt und alles auf eine Karte gesetzt“, erzählt er.

Olympischer Geist und Zusammenhalt

Doch das Teuto-InServ-Team überzeugte die Casting-Jury. Im Januar reisten die Bielefelder zum zweiten Mal nach Köln, um ihren ersten Fernsehauftritt aufzuzeichnen, begleitet von Ines Rose. Die Geschäftsführerin der Werkhaus GmbH, dem Mutterunternehmen von Teuto-InServ, hatte die beiden von Anfang an unterstützt und fieberte nun im ProSieben-Studio im Publikum mit.

Ihre Idee vor laufender Kamera vorzuführen, war für Neitzel und Wiebe ein spannendes Erlebnis, aber unter den Teilnehmern war die Stimmung jetzt lockerer: „Alle Erfinderteams waren im selben Hotel untergebracht. Dadurch haben wir uns untereinander schon etwas kennengelernt“, erzählt Andreas Neitzel. „Wir haben uns nett unterhalten – und statt Konkurrenzdenken herrschte eher olympischer Geist: Wir hatten alle sowieso schon gewonnen, indem wir teilnehmen durften.“ Für die „Rollikup“-Erfinder war das tatsächlich so, denn sie hatten ihr Hauptziel schon mit dem ersten Auftritt erreicht: Das Kupplungssystem wurde bekannter, noch dazu gab es eine Menge Lob von der ProSieben-Jury und begeistertes Feedback von potenziellen Kundinnen und Kunden.

Andreas Neitzel und Eduard Wiebe in einem Büro
Neitzel und Wiebe arbeiteten abends und manchmal auch nachts an den Entwürfen für ihre Erfindung, um den Rollikup perfekt zu machen. Foto: LWL/Busch

Inklusive Produktion

Doch damit war der Weg noch nicht zu Ende. Die beiden Erfinder qualifizierten sich für das Finale und setzten sich dort live gegen die übrigen fünf Finalisten durch. Die Freude war auch unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bielefeld riesig, sagt Neitzel, der nach dem aufregenden Fernsehauftritt und dem Presserummel noch etwas müde, aber sehr zufrieden aussieht. „Wir feiern gleich einen dreifachen Sieg. Wir sind die Gewinner der Show und können das Preisgeld in unser Unternehmen investieren. Menschen, die mit Rollstuhl leben, gewinnen durch unsere Erfindung eine Menge Lebensqualität. Und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch die Werkstatt der Werkhaus GmbH selbst haben in Zukunft eine spannende neue Aufgabe.“

Damit meint er die insgesamt 28 Menschen, die bei Teuto InServ arbeiten. Zwei Drittel von ihnen haben eine Behinderung. Ihre Aufgaben: Sie bearbeiten, prüfen und verpacken Bauteile für einen großen Automobil-Zulieferer und andere Unternehmen. Der „Rollikup“ ist das erste eigene Produkt des Inklusionsunternehmens, die ersten 1.000 Exemplare der innovativen Kupplung haben die Mitarbeiter schon gefertigt, die nächste Charge ist geplant. Von der Produktion profitieren auch die Beschäftigten in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung der Werkhaus GmbH. Sie fertigen ein Bauteil für den „Rollikup“ mit ihrer CNC-Maschine.

Ein toller Motivationsschub

Die Produktionszahlen steigen, und das ist auch dringend nötig. Denn der Bedarf nach einer solchen Lösung ist offenbar riesig. Das haben beiden Erfinder schon nach der Ausstrahlung der ersten ProSieben-Show gemerkt: „Wir haben eine Menge Anrufe und Nachrichten von Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern bekommen, die die Kupplung haben wollten. Einige haben sogar gesagt: ‚Egal, was der Rollikup kostet, ich brauche sowas!‘“, erzählt Eduard Wiebe.

Mindestens ebenso wichtig wie das positive Feedback und die zusätzlichen Umsätze ist für beide Unternehmen aber auch der Motivationsschub, den sie in den vergangenen Wochen bekommen haben. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wahnsinnig stolz auf den Erfolg und die vielen positiven Medienberichte“, sagt die Geschäftsführerin der Werkhaus GmbH Ines Rose. „Einige unserer Beschäftigten haben die Zeitungsartikel über die Fernsehshow sogar ausgeschnitten und an ihrem Arbeitsplatz aufgehängt. Dieses tolle Erlebnis hat uns allen neuen Schwung gegeben.





Eine Anhängerkupplung für Rollstühle

Die Entwicklung des Erfinder-Duos der Teuto InServ aus Bielefeld ist ebenso simpel wie genial: zwei Mitarbeiter des Inklusionsunternehmens haben ein Kupplungssystem für den Rollstuhl entwickelt, an dem man Koffer, Transport- oder Kinderanhänger sicher befestigen kann. „Rollikup“ heißt diese Entwicklung von Andreas Neitzel und Eduard Wiebe, zusammengesetzt aus den Wörtern „Rollstuhl“ und „Kupplung“. Das System ist das weltweit erste seiner Art, denn anders als zum Beispiel schon existierende Kupplungen für Fahrradanhänger lässt sich „Rollikup“ auch hinter dem Rücken und mit einer Hand bedienen.

Das Entwickler-Team stellt seine Erfindung am Dienstag, 19. März, in der TV-Show „Das Ding des Jahres“ vor. Es bewirbt sich damit um ein Preisgeld von 100.000 Euro. Zur Jury gehören unter anderem der Moderator Joko Winterscheidt und das Model Lena Gercke. Die Show wird um 20.15 Uhr auf Pro Sieben ausgestrahlt.

Übrigens: Wenn ihr wissen wollt, was der Inklusionsbetrieb Teuto InServ sonst noch so alles macht, lest hier unser Porträt über das Unternehmen!




„Man kann auch wunderbar hinter den Plattentellern SITZEN“

Jan, was hat sich seit 2012 für dich verändert?

Alles (grinst). Zuallererst musste ich lernen, zu akzeptieren, dass ich ab sofort auf Hilfe angewiesen sein würde. Und ich musste alles neu organisieren. Meine Frau und ich mussten uns zum Beispiel eine neue Wohnung suchen, weil ich ja eine barrierefreie Umgebung brauchte. Das ist aber gar nicht so einfach in Berlin, da hat man die Qual der Wahl zwischen unbezahlbaren Angeboten oder Wohnungen in Gegenden, in denen die Infrastruktur schlecht ist. Die Suche dauerte fast drei Jahre. In der Zwischenzeit hat uns zum Glück meine Schwester herzlich in ihren Haushalt aufgenommen.

Welche Schwierigkeiten begegnen euch sonst im Alltag?

Zunächst mal ist viel Spontaneität verloren gegangen, es muss nämlich immer alles umfangreich und langfristig organisiert und geplant werden, egal ob es Ausflüge, Treffen mit Freunden, Urlaube oder andere Aktivitäten sind. Dazu kommt, dass zum Beispiel viele Orte nicht allzu verlässliche Infos zur Barrierefreiheit auf ihren Websites zur Verfügung stellen, so dass ich damit nicht gut planen kann. Wenn wir dann da ankommen, sind die Bedingungen oft nicht so optimal. Da kriegt man manchmal sowas zu hören wie „Ist doch nur eine Stufe!“ oder „Vier Man, vier Ecken – da tragen wir dich einfach rüber!“. So entsteht unnötiger Stress für mich.

Hat sich bei all diesen Veränderungen für dich auch etwas zum Positiven verändert?

Ja. Die Beziehungen zu Familie und Freunden sind enger geworden, weil sie von Anfang an zu mir und meiner Frau gehalten und uns unterstützt haben. Darüber bin ich sehr glücklich. Außerdem bin ich dankbar dafür, überlebt zu haben – und durch diese Sicht auf die Dinge hat sich für mich vieles relativiert. Früher stand beruflicher Erfolg für mich zum Beispiel sehr weit oben auf der Liste. Das ist jetzt nicht mehr so. Es gibt sehr viel wichtigere Dinge im Leben, und das habe ich durch die Erkrankung und das, was danach passiert ist, für mich erkannt.

Und wie stand es damals um deinen Beruf? Du konntest ja durch deine Behinderung nicht so weiterarbeiten wie vorher.

Für mich brach von heute auf morgen meine gesamte Existenzgrundlage zusammen. Ich konnte nicht mehr durch die Gegend reisen wie früher, außerdem brauchte ich ab sofort ganz andere Bedingungen bei Veranstaltungen. Das ging erstmal nicht so ohne weiteres. Statt meines Einkommens bekomme ich eine Erwerbsunfähigkeitsrente. Meine Frau kümmert sich als Pflegerin um mich und arbeitet in ihrem bisherigen Job weiter, jetzt aber am Telearbeitsplatz von Zuhause aus.

Inzwischen arbeitest du aber wieder als DJ. Was war der Anlass für dich, wieder einzusteigen?

Ich hatte nach den Erlebnissen 2012 eigentlich komplett mit dem Auflegen abgeschlossen und konnte mir nicht vorstellen, jemals wieder hinter Plattentellern zu stehen. Aber dann brachte mich ein Freund von mir, Hannes Teichmann, zum Nachdenken. Er sagte, man könnte doch wunderbar auch hinter den Plattentellern sitzen! Er und sein Bruder sind in der Szene bekannt als die „Gebrüder Teichmann“. Im Jahr 2015 lud das Museum Hamburger Bahnhof Berlin die beiden ein, bei der internationalen Tagung „Inklusion ist schön“ aufzulegen, und sie holten mich kurzerhand mit ins Boot. In diesem geschützten Rahmen schufen sie ein perfektes Setting für mich, wieder in den Job einzusteigen: ein DJ-Pult auf Rolli-Höhe, Bewegungsfreiheit in alle Richtungen. Außerdem waren die beiden die ganze Zeit in Reichweite und standen mir zur Seite. Das war super. Ich selbst hatte mich wochenlang auf diesen ersten Gig vorbereitet. Durch all das war der Wiedereinstieg wirklich sehr angenehm.

Hat das deine Meinung zum Thema Auflegen geändert?

Ich habe dadurch auf jeden Fall wieder Selbstvertrauen in mich und meine Fähigkeiten gewonnen. Das Event und die Resonanz waren toll und das Erlebnis, wieder aufzulegen, auch. Die nächste Gelegenheit ließ dann auch gar nicht lange auf sich warten: Beim Festival „Zurück zu den Wurzeln“ hatte ich 2017 die Chance, das erste Mal wieder vor einem richtig großen Publikum aufzutreten. Da habe ich natürlich Ja gesagt.

Was ist das für ein Festival?

„Zurück zu den Wurzeln“ hat sich die Inklusion auf die Fahnen geschrieben, das heißt, alle Menschen sollen mitmachen und das Festival-Erlebnis genießen können. Das gesamte Gelände wird jedes Jahr barrierefrei auf- und ausgebaut, es gibt Inklusionslotsen und behindertengerechte Toiletten. Das sind ideale Voraussetzungen für Gäste mit Behinderung, und entsprechend viele sind dort auch vertreten. Dem Veranstalter ist es außerdem wichtig, nicht nur Gäste, sondern auch Künstler mit Behinderung dabeizuhaben. Er kannte mich noch aus meiner früheren, aktiven Zeit als DJ, daher fragte er mich, ob ich mitmachen wollte.

Wie war dieser erste große Gig nach der langen Pause für dich?

Vor meinem Auftritt war ich sehr aufgeregt, obwohl ich mich intensiv vorbereitet hatte. Ich hatte vorher ja schon oft die Erfahrung gemacht, dass es nicht unbedingt etwas heißt, wenn ein Ort oder eine Veranstaltung sich ‚barrierefrei‘ nennt – in der Wirklichkeit sah das für mich leider oft ganz anders aus. Dadurch entstand eine Doppelbelastung: Zum einen wollte und will ich als Künstler einen perfekten Auftritt abliefern und hoffe dafür natürlich immer auf ideale Bedingungen. Die Technik, der Sound müssen stimmen, damit es richtig gut wird. Zum anderen bin ich als Rollifahrer auch auf gute Voraussetzungen in Sachen Barrierefreiheit angewiesen. Das DJ-Pult muss auf der richtigen Höhe und mit dem Rollstuhl unterfahrbar sein, damit ich die Technik gut erreichen kann. Außerdem muss ich ohne Hilfe an meinen Arbeitsplatz gelangen können, der Zuweg vom Auto bis zum DJ-Pult muss also ebenfalls barrierefrei sein. Zum Glück waren bei „Zurück zu den Wurzeln“ all diese Bedingungen optimal erfüllt. Als ich dann meine ersten Platten auflegte und das Publikum begeistert feierte, verfolg meine Aufregung ganz schnell.

Was empfindest du als größtes Hindernis für deine Arbeit als DJ?

In erster Linie meine eigene Einschränkung, also die Tatsache, dass ich nicht mehr zu jeder Tages- oder Nachtzeit auftreten und nach meinen Ansprüchen abliefern kann.

Was planst du für die Zukunft?

Im letzten Jahr habe ich zwei Remixe produziert und rausgebracht. Im Moment bin ich dabei, meine Vinyl-Plattensammlung für zukünftige Auftritte zu digitalisieren. Vor meiner Erkrankung habe ich fast ausschließlich mit Platten aufgelegt und das mit CDs ergänzt. Durch die motorischen Störungen zittern aber jetzt meine Hände, daher ist Auflegen mit Vinyl leider nicht mehr möglich.
Ganz unabhängig von der Musik versuche ich außerdem, mich für Barrierefreiheit im öffentlichen Raum zu engagieren – zum Beispiel, indem ich Tipps für Verbesserungen gebe, wenn ich irgendwo unterwegs bin und mir etwas auffällt. Das finde ich nicht nur für mich selbst wichtig.





Frust macht erfinderisch: Das Rollstuhl-Startup „Freedom One Life“

Alex Papanikolaous herkömmlicher Rollstuhl ging schon oft und in den ungünstigsten Situationen kaputt. Eines Tages beschloss er deshalb, selbst ein besseres Produkt zu bauen, auf das er sich in Zukunft vollständig würde verlassen können. Der Schotte gründete das Start-up „Freedom One Life“. Er begann, einen neuen, robusteren Rollstuhl zu entwickeln, der ihm und anderen Menschen mit körperlichen Behinderungen künftig ein selbstbestimmteres Leben ermöglichen sollte – auf Nachfrage berichteten nämlich viele, die ebenfalls mit Rollstuhl leben, von den gleichen Problemen mit handelsüblichen Modellen. Im Jahr 2018 soll der neue „Freedom One Chair“, wie der Unternehmer seine Entwicklung nennt, marktreif sein.

ZEIT ONLINE hat den Gründer zu seiner Idee, seinem Start-up und seinem neuen Produkt interviewt  unser Linktipp der Woche! Hier könnt ihr das Gespräch nachlesen.

Noch mehr Infos zu „Freedom One Life“ gibt es auf der Homepage des Start-ups (englischsprachig).