Wie eine große Familie

Es duftet nach Tomatensauce und gebratenem Hackfleisch. In der Auslage der knallig-roten Theke dampfen gefüllte Paprika. Die Cafeteria „Köstlich“  der Integrationsküche Nordkirchen rüstet sich für den großen Ansturm. Jetzt, um kurz nach halb zwölf, ist es noch ruhig, aber das wird sich in der nächsten Stunde ändern. Torsten Wißmann und einige seiner Kollegen nutzen die Zeit und essen das, was sie in den Stunden zuvor selbst gekocht haben. Der 41-Jährige, der aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) des Caritasverbandes in Nordkirchen zur Integrationsküche wechselte, gehört zu den Mitarbeiter:innen mit Behinderung und arbeitet seit Mai 2016 auf einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz.

Wenn Torsten Wißmann morgens seinen Dienst antritt, weiß er genau, was zu tun ist. Lebensmittel heranschaffen, Gemüse oder Fleisch anbraten, in großen Töpfen umrühren, später auch spülen oder mit einem der Elektro-Fahrzeuge Essen auf dem weitläufigen Gelände der Kinderheilstätte Nordkirchen, zu der die Integrationsküche gehört, ausfahren. Für ihn ist die Arbeit keine Last, ganz im Gegenteil: „Ich koche sehr gerne, deswegen finde ich meinen Job auch so gut.“ Die Kolleginnen und Kollegen sind für ihn, so sagt er, „wie eine große Familie.“

Niemand wird überfordert

So etwas hört Thomas Pliquett gerne. Er ist Kaufmännischer Direktor der zum Gesamtkomplex gehörenden Trägerschaft Vestische Caritas Kliniken Kinderheilstätte und Geschäftsführer der Integrationsküche Nordkirchen GmbH. „Wir schauen genau hin, wie belastbar der einzelne Mitarbeiter ist“, sagt Pliquett. Niemand soll überfordert werden.

Seit Anfang 2016 gibt es die Integrationsküche Nordkirchen. „Früher hatten die Einrichtungen ihre eigenen kleinen Küchen, das war alles nicht mehr kostendeckend. Man braucht heute gut 1500 Essen täglich, um wirtschaftlich zu sein. Wir hatten hier in Nordkirchen nur 500“, so Pliquett. Man habe vor der Entscheidung gestanden: „Bauen wir eine neue Großküche, die leistungsfähiger ist als die bisherigen zusammen, oder lassen wir es?“

Auf Expansionskurs

Die neue Küche wurde gebaut, auch weil sich neben der Muttergesellschaft Institutionen wie das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, das LWL-Inklusionsamt Arbeit, die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW und die Aktion Mensch finanziell engagierten. Während der Planungsphase wurde Thomas Pliquett durch die Betriebswirtschaftliche Beratungsstelle für Inklusionsbetriebe bei der Handwerkskammer Münster unterstützt. Pliquett und seine Kollegen schauten sich andere Großküchen an, recherchierten die technischen Notwendigkeiten, kalkulierten das Investitionsvolumen – und machten sich dann an die Kundenakquise. Klar war, dass die neue Integrationsküche die Kinderheilstätte versorgen sollte, aber auch weitere Einrichtungen in Nordkirchen wie die Gesamtschule, Kindergärten oder die Werkstätten des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld in Nordkirchen.

Der Start 2016 mit 850 Essen war gut, aber noch ausbaufähig. 2019 kamen weitere Werkstätten aus dem Caritas-Verbund in Lüdinghausen und Lünen sowie die Vestische Kinder- und Jugendklinik in Datteln, die zum Trägerverbund gehört, hinzu. „Heute sind wir bei 1600 Essen täglich“, sagt Thomas Pliquett. „Das ist dann auch die Grenze für einen Ein-Schicht-Betrieb.“ Schließlich müssten sich alle Mitarbeiter:innen zurechtfinden. Auch deren Zahl ist gestiegen. Waren es vor kurzem noch 25, sind es jetzt 41, 16 von ihnen haben eine Behinderung. In der Integrationsküche arbeiten Menschen mit geistiger, psychischer und körperlicher Behinderung Seite an Seite mit Menschen ohne. Die Verantwortlichen schauen bei der Planung vor allem auf die individuelle Qualifikation, deshalb sind die jeweiligen Teams auch sehr gemischt.

Betriebswirtschaftlich organisiert

Natürlich steht die Integrationsküche Nordkirchen in einem harten Wettbewerb. Sie ist streng betriebswirtschaftlich organisiert; vom Betriebsleiter über die Produktionsleiterin, die Köche und Wirtschafterinnen bis zu den Küchenhilfen und Fahrern. Auch Diätassistentinnen sind hier beschäftigt. Und selbstverständlich bietet die moderne Großküche auch regionale, vegetarische und vegane Essensalternativen an.

Mit drei Transportern liefern Torsten Wißmanns Kollegen täglich die Mahlzeiten aus, gut verpackt in Thermoporten. „Der Preis bei uns ist etwas höher als bei den Branchenriesen, ­aber dafür ist das Essen auch regionaler“, sagt Thomas Pliquett. Und es schmecke einfach. „Wir wollen zufriedene Kunden haben, gute Qualität ist da entscheidend. Ein Mittagessen für 3,50 Euro können wir deshalb nicht bieten“, so Pliquett.

Menschliches Maß

Auch einer Expansion um jeden Preis erteilt der Kaufmännische Direktor eine Absage. „Wir wollen in unserem Kerngebiet bleiben. Ein 25-Kilometer-Radius ist in Ordnung, mehr aber nicht“, sagt Pliquett. Und fügt hinzu: „Wir sind und bleiben die regionale Großküche für Nordkirchen und Umgebung.“ Überhaupt hat in der Integrationsküche alles ein menschliches Maß. Eine Sozialpädagogin steht den Beschäftigten mit Behinderungen bei Bedarf als Ansprechpartnerin zur Verfügung, Probleme werden möglichst sofort geklärt. Auch der Krankenstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderungen ist nicht höher als bei der übrigen Belegschaft.

Torsten Wißmann ist ebenfalls nur sehr selten krank. Es gefällt ihm in Nordkirchen. Woanders zu arbeiten, kann er sich nicht vorstellen. Nur sein Lieblingsessen vermisst er manchmal, denn das gibt es in der Integrationsküche nicht so häufig: „Sauerbraten und Königsberger Klopse.“ —




Zweites Leben für Laptop und Co.

Jutta Dieckmann sitzt an ihrem Schreibtisch in der geräumigen Aufbereitungshalle der AfB an der Otto-Stadler-Straße in Paderborn. Mit einem Heißluftfön löst sie Etiketten und Aufkleber von Netzteilen und Adaptern. „Ich sortiere die Netzteile nach Hersteller und Amperezahl“, erklärt sie. Neben ihrem Tisch stehen mehrere Kisten. Sind sie voll, werden sie ins Lager gebracht oder an eine andere AfB-Filiale verschickt.

Perfekt getaktetes System

Jutta Dieckmann und ihre Kollegen arbeiten nach einem bis ins Detail organisierten und perfekt getakteten System von Abholung, Datenvernichtung, Aufbereitung, Wiedervermarktung und Entsorgung von IT- und Mobilgeräten. Die AfB gilt als Europas erstes und größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen – und befindet sich weiter auf strammem Wachstumskurs. Der Betrieb ist darauf spezialisiert, ausgemusterte IT-Geräte von Unternehmen, Versicherungen, Banken und öffentlichen Einrichtungen zu übernehmen und dabei so viele Geräte wie möglich wieder zu vermarkten.

Der vom LWL geförderte Inklusionsbetrieb bearbeitet jährlich mehr als 360.000 Geräte, die er von mehr als 1.000 Unternehmen zur Verfügung gestellt bekommt. Menschen mit Behinderung wie Jutta Dieckmann stellen fast die Hälfte der gut 357 Beschäftigten, am Standort Paderborn sind es 21 von 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Ein Teil des AfB-Teams in der großen Halle
Fast die Hälfte der Beschäftigten der AfB haben eine Behinderung. Eine von ihnen ist Jutta Dieckmann (links), hier mit einigen Kolleginnen und einem Praktikanten in der Halle der AfB. Foto: LWL/Paul Metzdorf

Nachhaltiges Geschäftsmodell

Der Markt für diesen Wiederverwendungskreislauf ist größer, als man meint. „Wir arbeiten mit Konzernen wie Siemens, Provinzial und Generali zusammen, aber auch mit regionalen Firmen, Behörden und Institutionen“, sagt Monika Braun. Die AfB-Prokuristin spricht dabei stets von „Partnern“. Und denen kann die AfB durchaus etwas bieten.

„Sämtliche Datenträger werden im Rahmen eines zertifizierten Prozesses nach höchsten Sicherheitsstandards gelöscht oder geschreddert. Die Geräte werden per IT-Sicherheitstransport durch unser eigenes Personal mit unserem eigenen Fuhrpark abgeholt und zur nächstgelegenen AfB-Niederlassung transportiert“, erläutert Monika Braun. Neben der Datenvernichtung werden die Geräte erfasst, getestet, gereinigt, mit neuer Software bespielt und anschließend verkauft – mit bis zu drei Jahren Gewährleistung. Nicht mehr vermarktbare Hardware wird unter höchsten ökologischen Standards zerlegt und recycelt. Der ursprüngliche Eigentümer der Geräte erhält alle relevanten Nachweise zur Datenvernichtung.

Fujitsu-Aus als Chance

Der Leiter der Paderborner AfB-Niederlassung, Dietmar Mormann, hat alle Arbeitsschritte im Blick. Er kam 2018 vom japanischen Technologiekonzern Fujitsu, als der sein Werk in Paderborn dicht machte. „Ich hatte schon vorher AfB-Gründer Paul Cvilak kennengelernt“, sagt Mormann. „Damals haben wir noch über eine mögliche Kooperation von Fujitsu und AfB gesprochen.“ Dann kam die Schließung des Fujitsu-Standorts. Mormann begriff das als Chance, die AfB nach Paderborn zu holen. „Wir haben dann eine Ausschreibung von Fujitsu gewonnen, eine weitere von Diebold Nixdorf, und dann ging alles ganz schnell“, sagt Mormann.

Man fand mit einer 3.200 Quadratmeter großen Halle eines ehemaligen Schulbuch-Verlags eine optimale Immobilie. Der neue Niederlassungsleiter brachte gleich noch eine ganze Reihe ehemaliger Fujitsu-Kollegen mit. „Wir haben 2018 mit zwölf Leuten hier angefangen“, erzählt Mormann. Um dann personell rasch aufzustocken. „Paderborn mit seinen IT-Unternehmen hat einfach das Potenzial.“

Echter Wettbewerbsvorteil

Eine Zusammenarbeit mit der AfB ist nicht nur gut für das soziale und ökologische Gewissen, sie kann ein echter Wettbewerbsvorteil sein. „Das durch eine Partnerschaft mit der AfB gezeigte gesellschaftliche Engagement kann am Point-of-Sale unserer Partner kommuniziert und somit als Vertriebsvorteil genutzt werden“, heißt es auf einem Imageflyer des Unternehmens. Der Zusatz „social & green IT“ im Firmentitel weist darauf hin. Sozial ist die inklusive Ausrichtung der AfB, grün sind etwa Einsparungen von CO2, Rohstoffen und Energie durch die Wiederverwertung der IT-Geräte.

Die AfB-Beschäftigten in Paderborn haben seelische, körperliche und Sinnesbeeinträchtigungen. Einer von ihnen ist Martin Gasse, der die Verteilung der Hardware am Wareneingang organisiert. Dort werden die firmeneigenen Transporter entladen. „Ich sortiere und erfasse die hereinkommenden Geräte“, sagt er.

Blick in die große Lagerhalle der AfB in Paderborn.
Die 3.200 Quadratmeter große Halle der AfB in Paderborn, das eines der ersten und zugleich größten gemeinnützigen IT-Unternehmen Europas ist. Foto: LWL/Paul Metzdorf

Hauseigenes Warenwirtschaftssystem

Bernd Schmelter kümmert sich um die Detailerfassung im hauseigenen Warenwirtschaftssystem. Und er schaut, ob die Datenlöschung tatsächlich vollständig erfolgt ist: „Ich bin so etwas wie die letzte Instanz.“ Thomas Müller wiederum löscht Server. Gut und gerne 20 pro Tag. Dann sortiert er sie und macht die Enderfassung für den Verkauf. Für ihn ein Traumjob: „Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, woanders zu arbeiten.“

Die aufbereiteten Server, PCs, Notebooks, Bildschirme, Drucker und Handys werden teilweise im Shop zum Verkauf angeboten. Zur Kundschaft zählen Privatpersonen, vor allem auch ältere Menschen, ebenso wie Steuerberater oder Zahnarztpraxen. Was sie alle am AfB-Shop schätzen, ist die ausführliche und persönliche Beratung. „Und sollte ein Käufer mit seinem Gerät daheim nicht klarkommen, dann fahren wir vorbei und helfen ihm“, sagt Niederlassungsleiter Dietmar Mormann.

Das AfB-Konzept baut auf flache Hierarchien. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter duzen sich, vom Firmengründer bis zum Praktikanten. Es gibt eine Niederlassungsleitung, eine Technische Leitung und die Teams – mehr nicht. Im Sommer wird oft gemeinsam gegrillt, der Zusammenhalt ist groß. Mehrmals im Jahr schaut auch AfB-Gründer Paul Cvilak in Paderborn vorbei. Er kennt fast alle Beschäftigten persönlich und nimmt sich Zeit für Gespräche. Seine Vision von 2004 ist längst Wirklichkeit geworden. In Paderborn und anderswo an einem der mittlerweile 23 Standorte in fünf europäischen Ländern. —





„Wir sind alle ein Team!“

Tobias Rottmann schnappt sich seine Motorsäge. Er braucht sie an diesem nasskalten Vormittag in der abschüssigen Grünanlage eines großen Münsteraner Speditionsunternehmens. Um ihn herum sprießen üppige Feuerdornbüsche, manche Bäume sind bereits zugewuchert. „Feuerdorn wächst schnell, man muss ihn regelmäßig verjüngen und auf den Stock setzen“, sagt Rottmann. Dann wirft er die Motorsäge an und schneidet die Pflanzen bis auf den Stamm zurück. Der 36-Jährige rückt dem Feuerdorn aber nicht allein zu Leibe. Thomas Kramer und Frank Blümer sägen mit, Frederik Mauel schiebt die dornigen Äste in den Häcksler. Die Motorsägen und der Häcksler, der das Häckselholz zurück in die Büsche ausspuckt, dröhnen um die Wette. Mit sogenannten Earbags an ihren Helmen schützen sich die Männer gegen den Krach.

Tobias Rottmann ist der Vorarbeiter. In seinem Gartenbau-Trupp arbeiten Menschen mit Behinderungen, angestellt sind sie bei der Gemeinnützigen Umweltwerkstatt GmbH, kurz GUW. Der Garten- und Landschaftsbaubetrieb aus Münster kümmert sich um die Pflege öffentlicher und privater Garten- und Außenanlagen. Das Inklusionsunternehmen hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich seine Marktanteile ausgebaut.

Über Bedenken hinweg

Diese Erfolgsgeschichte hängt ganz maßgeblich mit einem Mann zusammen: Thomas Pahls. 2015 verkaufte er sein florierendes Gartenbau-Unternehmen und übernahm die bis dato zur Caritas Münster gehörende GUW. Er übernahm auch die sechs GUW-Mitarbeiter, nutzte seine vielen beruflichen Kontakte, krempelte die Ärmel hoch und setzte sich über viele Bedenken in seinem Umfeld hinweg. „Weißt du, was du da tust?“, fragte ihn seine Frau anfangs.

Er wusste es. Und vor allem: Er wollte etwas vollkommen Neues, etwas Mutiges machen. Pahls sprach mit der Handwerkskammer Münster, mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und mit vielen anderen: „Ich musste erst einmal lernen, was ein Inklusionsunternehmen überhaupt ist.“ Er investierte außerdem in einen modernen Maschinenpark und schaffte Bagger, Radlader, Häcksler an. „Das ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt entsprechende Aufträge zu bekommen“, erklärt er.

Drei GUW-Mitarbeiter bei der Arbeit
Der Münstersche Garten- und Landschaftbaubetrieb kümmert sich um die Pflege öffentlicher und privater Garten- und Außenanlagen. Foto: LWL/Kopfkunst

Frühere Verbindungen

Und die Aufträge kamen tatsächlich. „Da haben mir meine früheren Verbindungen sicherlich geholfen“, sagt Thomas Pahls. In den ersten zwei Jahren verdreifachte er den Personalbestand. Heute arbeiten 35 Menschen bei der GUW, 45 Prozent davon sind Menschen mit Behinderungen.
Alle sind stolz darauf, dass die Kunden des Betriebs so gut wie immer sehr zufrieden sind und es kaum Reklamationen gibt. Was Thomas Pahls besonders freut: „Unsere Leute werden kaum noch krank, der Krankenstand ist extrem gesunken.“ Für ihn ein Beweis dafür, dass das Betriebsklima gut ist.

Dazu tragen auch eingespielte Arbeitsabläufe bei. Es gibt ein Vorladeteam, das ab 6:30 Uhr alle elf Fahrzeuge nebst Anhänger belädt, es folgt eine Morgenbesprechung mit klaren Ansagen und transparenten Teamstrukturen. „Wir haben die Teams so aufgestellt, dass sie menschlich gut zusammenpassen“, erklärt Pahls. Das Ergebnis: Die Mannschaften sind gut eingespielt, alle Arbeitsabläufe klappen reibungslos.

Rüschoff steigt ein

2018 holte Pahls Christian Rüschoff als neuen Co-Geschäftsführer zur GUW. Rüschoff führte bis dato einen gut gehenden Gartenbaubetrieb mit sechs Mitarbeitern, den er sich über elf Jahre hinweg aufgebaut hatte. Pahls warb beharrlich um ihn und bot ihm den Geschäftsführer-Posten bei der expandierenden GUW an. Rüschoff sagte schließlich zu und stieg bei der GUW ein. „Ich habe es nicht bereut“, sagt er rückblickend. Klar, zunächst musste er ein Gespür dafür entwickeln, wie er die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung optimal ins Team integrieren konnte, „aber da bin ich schnell reingewachsen. Es macht Spaß, mit diesem Team zu arbeiten.“ Auch GUW-Chef Thomas Pahls ist überzeugt von seinem neuen Partner: „Christian wird die Zukunft der GUW gut gestalten!“

Das wird unter anderem mit Menschen wie Tobias Rottmann möglich, der sich vom Praktikanten zum Vorarbeiter hochgearbeitet hat. Vor gut drei Jahren kam er zur GUW. Wegen einer Luftröhrenverengung bekam er immer schlechter Luft, konnte in seinem vorherigen Beruf als Schweißer nicht weiterarbeiten und wurde arbeitslos. Er hat heute einen anerkannten Grad der Behinderung von 50. Weil er als Praktikant von Anfang an engagiert mit anpackte, bot GUW-Chef Thomas Pahls ihm eine feste Stelle an. „Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, das hat mir sicher geholfen“, sagt Rottmann. Schnell machte er sich unentbehrlich. „Vor drei Jahren kam Thomas Pahls zu mir und meinte, ich hätte Führungsqualitäten. Er fragte mich, ob ich nicht Vorarbeiter werden wollte“, erinnert sich Rottmann. Seitdem führt er ein vierköpfiges Team, „und das ganz souverän“, wie Thomas Pahls findet. Tobias Rottmann selbst ist froh, bei der GUW angefangen zu haben: „Vom Praktikanten zum Vorarbeiter – das ist doch toll!“  

Thomas Pahls und Christian Rüschoff in einer großen Halle
Thomas Pahls (links) und Christian Rüschoff leiten die GUW. Die beiden Gartenbau-Profis haben das Unternehmen sowohl menschlich als auch wirtschaftlich nach vorne gebracht. Foto: LWL/Kopfkunst

Auf Augenhöhe

Dass Mitarbeiter wie Tobias Rottmann bei der GUW ihre Chancen so gut entfalten können, liegt auch am Führungsstil von Thomas Pahls und Christian Rüschoff. „Wir sind alle ein Team und begegnen unseren Leuten auf Augenhöhe“, sagt Pahls. Morgens begrüßt er jeden einzelnen Mitarbeiter per Handschlag. Und: „Hier duzt jeder jeden.“ Die beiden Chefs packen selbst mit an, und wenn etwas nicht klappt, wird das sofort besprochen. Denn die Motivation der Mitarbeiter ist für Pahls und Rüschoff das A und O eines erfolgreichen Unternehmens.

Zurück in der Grünanlage des Speditionsunternehmens: Vom Feuerdorn-Wildwuchs sind nur noch Häckselspäne übriggeblieben. Tobias Rottmann blickt zufrieden auf den Rückschnitt. Morgen wird er mit seinem Team zur nächsten Baustelle fahren. Er freut sich schon darauf.