Fundstück der Woche: Berufseinstieg als Gebärdensprachdolmetscherin

Corinna Brenner wollte eigentlich Lehrerin werden. Sie merkte aber schnell, dass der Beruf doch nicht der richtige für sie ist, und brach das Studium ab. Ein Zufall brachte sie auf die Idee, Dolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache und Schriftdeutsch zu werden. Nach ihrem Studium arbeitete sie erst einmal freiberuflich und dolmetschte unter anderem Debatten im Deutschen Bundestag (oder auch die Neujahrsansprache 2020 der Bundeskanzlerin). Dabei war sie so erfolgreich, dass sie schon nach ein paar Wochen eine Festanstellung bekam.

Im SPIEGEL-Beitrag „Berufseinstieg als Gebärdensprachdolmetscherin“ erzählt sie, wie sie ein Gebärdensprachvideo aufnimmt und warum es für sie ein großer Vorteil ist, selbst gehörlos zu sein. Ein toller Einblick in den Arbeitsalltag dieses interessanten Berufs!

Und noch ein Tipp zum Weiterlesen: In diesem Beitrag haben wir Fragen, Antworten und spannende Fakten zur Gebärdensprache für euch zusammengestellt.




Fundstück der Woche: ZEIT-Artikel über adaptive Mode

Kleidung für Menschen mit körperlichen Behinderungen war lange Zeit vor allem praktisch und funktional, aber nicht unbedingt schön und modisch. Bei den Modeschauen und Kampagnen der großen Marken kamen kaum Menschen mit Behinderung vor. Doch nun wird die Branche allmählich inklusiver.

In den USA und in Kanada gibt es schon etliche Label, die sogenannte adaptive (also barrierefreie) Mode anbieten. Und auch in Europa wächst der Markt für barrierefreie, schicke Kleidung. Einige Marken führen sogar Kollektionen, die für Menschen mit und ohne Behinderung designt ist. Die Hersteller verarbeiten dabei etwa versteckte Magnetknöpfe, die sich auch mit einer Hand oder mit einer eingeschränkten Feinmotorik schließen lassen – anstelle von Knöpfen, die durch ein Knopfloch geführt werden müssen.

Worauf Hersteller bei adaptiver Mode sonst noch achten sollten und warum es trotzdem schwierig ist, wirklich inklusive Kollektionen zu entwerfen, lest ihr in diesem Beitrag des ZEIT-Magazins.




Doppelt benachteiligt: Frauen mit Schwerbehinderung auf dem Arbeitsmarkt

Menschen mit Schwerbehinderung verdienen auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor schlechter als Menschen ohne. Eine Bevölkerungsgruppe wird bei diesem Thema allerdings gleich doppelt benachteiligt: Frauen mit einer Schwerbehinderung. Sie verdienen im Vergleich zu anderen Gruppen – also auch im Verhältnis zu Männern mit Schwerbehinderung – am wenigsten. Außerdem arbeiten sie viel seltener in Vollzeit.

Dilek Özkaya ist eine von ihnen. SPIEGEL ONLINE hat mit der 42-Jährigen gesprochen und ihre Situation und die vieler anderer Frauen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt analysiert. Ein lesenswerter Artikel zu den Hintergründen eines für viele Menschen immer noch sehr ungerechten Systems. Unser Fundstück der Woche!





Ein Superheld mit Schwächen: Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) hat nicht nur einen langen Namen, es ist auch nicht so einfach zu verstehen. Und es hat in seinem jetzigen Entwurf noch einige Schwächen, sagen viele. Auf der Website des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zum Beispiel sind ganz unten auf der Seite eine ganze Reihe von Stellungnahmen zum Gesetz zu finden. Deswegen versuchen zum Beispiel die Behindertenverbände, noch Einfluss auf den Gesetzentwurf zu nehmen, den der Bundestag schon sehr bald verabschieden will.

Einer dieser Verbände ist der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV). Er erklärt mit einem animierten Video sehr anschaulich, wo das Gesetz für ihn noch nicht so stark ist, wie es sein sollte, und verbessert werden müsste. Der Film zeigt auch, warum Barrierefreiheit in sehr vielen Lebensbereichen wichtig ist und wie das Gesetz diese beeinflussen würde (oder auch nicht).
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz selbst tritt in dem kleinen Film übrigens als Superheld auf – allerdings am Ende mit sehr vielen Löchern im Umhang.

Den Film gibt es auf der Website des DBSV auch mit Audiodeskription und in Gebärdensprache. Darüber hinaus sind die Kritikpunkte, die im Video angesprochen werden, unten auf der Seite noch einmal schriftlich aufgeführt.




FAQ für Unternehmen und Betriebe: Beratungskompass Inklusion

In unserem Fundstück der Woche zum Welttag des Downsyndroms am 21. März 2021 wurde in einem kurzen Film zu einem Song des Sängers Sting deutlich, warum Inklusion in der Wirtschaft so wichtig ist: Wenn es normaler wird, dass Menschen mit Schwerbehinderung in allen Branchen arbeiten und vor allem sichtbar sind, werden auf Dauer immer mehr Unternehmer:innen folgen – und die Gesellschaft wird damit insgesamt inklusiver.

An fehlenden Informationen sollte das keinesfalls scheitern. Deshalb hat das Projekt „Wirtschaft inklusiv“ der Bundesarbeitsgemeinschaft ambulante berufliche Rehabilitation e.V. den Beratungskompass Inklusion aufgebaut.
Der Kompass ist eine Art FAQ (Abkürzung für „Frequently Asked Questions“, Auf Deutsch: „Häufig gestellte Fragen“), der viele detaillierte Fragen rund um die Eingliederung, Anstellung, Ausbildung, Förderung und Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung beantwortet.
Zum Beispiel: Wo finde ich geeignete Bewerberinnen und Bewerber für eine neue Stelle in meinem Unternehmen? Welche Zuschüsse gibt es und für was? Und was muss ich beachten, wenn ich einen Ausbildungsplatz für einen Menschen mit Schwerbehinderung schaffen möchte?

Ein Tipp: Ihr könnt beim Beratungskompass oben auch freie Suchbegriffe eingeben und schauen, ob es im Beratungskompass einen Treffer dazu gibt.




Die Arbeitsmarkt-Kampagne „The Hiring Chain“: Der Bäcker, der Simone anstellte

Menschen mit Down-Syndrom haben es schwer, einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bekommen – nicht nur in Deutschland. Neben vielen anderen Gründen ist auch eine Art Teufelskreis dafür mitverantwortlich: Weil sie im beruflichen Umfeld kaum zu sehen sind, gibt es keine guten Beispiele, die mehr Unternehmen dazu motivieren, selbst Menschen mit Down-Syndrom einzustellen.

Genau darum geht es bei der Kampagne „The Hiring Chain“ (frei aus dem Englischen übersetzt: „Die Arbeitsplatz-Kettenreaktion“). Mehrere Organisationen weltweit, die bereits Menschen mit Down-Syndrom beschäftigen, haben sie gemeinsam gestartet – und einen sehr prominenten Fürsprecher dafür gefunden: Sting, den ehemaligen Sänger und Bassisten der Band „The Police“. Er hat einen Song darüber geschrieben, wie eine positive Kettenreaktion auf dem Arbeitsmarkt mit einem Bäcker beginnt, der eine junge Frau mit Down-Syndrom namens Simone einstellt. Eine Anwältin beobachtet durchs Fenster, dass Simone einen guten Job macht, und stellt daraufhin selbst einen jungen Anwalt namens John ein, der auch das Down-Syndrom hat. Und so setzt sich die Kette immer weiter fort.

Der Song wird auf Englisch gesungen, ist durch das schöne Musikvideo aber auch ohne Englischkenntnisse gut verständlich. Durch einen Klick rechts auf den runden Button „Change Mode“ lassen sich auf der Website übrigens auch englische Untertitel einblenden.




Wie die Covid-19-Impfung barrierefrei organisiert werden kann

Der Autor fasst in seinem Artikel die „Empfehlungen für barrierefreie Impfzentren“ zusammen. Diese wurden gemeinsam vom Deutschen Gehörlosen-Bund, dem Verein „Sozialheld*innen“ und elf weiteren Organisationen formuliert und den Verantwortlichen in der Bundes- und den Landesregierungen übergeben. Die Anmeldung für die Impftermine ist nun tatsächlich schon barrierefrei organisiert, so, wie es die Organisationen fordern – das geht nämlich telefonisch oder schriftlich. Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung können also bereits ohne fremde Hilfe einen Termin vereinbaren.

Constantin Grosch erklärt darüber hinaus, was in den Impfzentren selbst und bei der Organisation der Abläufe vor Ort wichtig ist. Hier könnt ihr seinen ganzen Beitrag auf „Die Neue Norm“ lesen.




Linktipp: Warum zu Nachhaltigkeit auch Inklusion gehört

Nachhaltigkeit wird oft nur im Kontext von Klima- und Umweltschutz verstanden. Ebenso dazu gehört jedoch, dass für Vielfalt in den Führungsetagen und unter den Mitarbeiter:innen gesorgt und damit soziale Ungleichheit verhindert wird.

Viele Unternehmen sind bereits auf dem richtigen Weg: „Um Vielfalt zu fördern, nehmen immer mehr Unternehmen an Programmen und Aktionen teil und bekennen sich öffentlichkeitswirksam zu einer Haltung, die Vielfalt fördert. Die dabei unterzeichneten Statements sind eine Selbstverpflichtung auf dieses Ziel hinzuarbeiten“, schreibt die Inklusions-Kampagne JOBinklusive diesen Monat in einem Online-Artikel zum Thema. Und nennt zugleich einen wichtigen Kritikpunkt: „Die Dimension von Inklusion und Behinderung fällt dabei oft hinten runter, obwohl sie im Bereich Arbeit seit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention vor elf Jahren nicht mehr nur eine nette Sache ist, sondern ein Menschenrecht.“

Den ganzen Artikel lest ihr hier.




Was ist „Ableismus“? Lesetipp zu einem Begriff, den Menschen ohne Behinderung kennen sollten

Fremdwörter können Hemmschwellen aufbauen. Beim Begriff „Ableismus“ ist das ein Problem, weil er wichtig ist, aber viele nicht wissen, was er bedeutet.

Die Journalistin Rebecca Maskos erklärt in diesem Artikel für das Online-Magazin „Die neue Norm“, was dahintersteckt und warum gerade Menschen ohne Behinderung sich damit auseinandersetzen sollten. Außerdem erläutert sie, warum die Benachteiligung von Menschen mit Behinderung etwas anderes ist als Behindertenfeindlichkeit — und wie das Thema durch den Hashtag #AbleismTellsMe erst in den USA und danach in Deutschland endlich sichtbarer wurde. Unser Fundstück der Woche!

Hier geht es direkt zum Artikel.




Video-Eventtipp: Ausbildungen und Karrieremöglichkeiten in der Justiz

Das nächste Video-Event trägt den Titel „Arbeiten bei der Justiz.NRW – Inklusion inklusive“, startet am Dienstag, den 27. Oktober um 15 Uhr und dauert etwa 30 Minuten*. Wie der Name schon sagt, richtet sich dieses Event gezielt an Menschen mit Behinderung, die über einen juristischen Beruf nachdenken und sich dazu informieren möchten.

Alle „HeimRechts“-Events laufen immer ähnlich ab: Angestellte aus den verschiedenen Einrichtungen und Fachrichtungen sitzen mit in der Konferenz und erzählen aus ihrem Arbeitsalltag. Wer am Meeting teilnimmt, kann ihnen live Fragen stellen.
Bei der Veranstaltung zum Thema Inklusion im Justizdienst zum Beispiel sind eine Mitarbeiterin des Amtsgerichts Krefeld und ein Mitarbeiter des Amtsgerichts Bochum mit dabei und erzählen von ihrer Arbeit. Beide haben eine Behinderung.

In den weiteren Events geht es um die Ausbildung zur Justizfachangestellten (4. November) und um die Ausbildung zur Mitarbeiterin im Krankenpflegedienst (26. November).


*Da das Event inzwischen vorbei ist, haben wir euch hier den Zusammenschnitt der Veranstaltung verlinkt (YouTube-Video).