Mit den Händen, dem Gesicht und dem ganzen Körper sprechen

#1: Gibt es weltweit nur eine einzige Gebärdensprache?

Nein, es werden sehr viele Gebärdensprachen verwendet – weltweit sind es insgesamt 137, sagt die Fachzeitschrift „Ethnologue“.

#2: Wie viele Menschen sind gehörlos und verwenden eine Gebärdensprache?

Rund 0,1 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland sind gehörlos, sagt der Deutsche Gehörlosen-Bund. Das entspricht rund 83.000 Menschen. Weltweit sind es etwa 70 Millionen. Die Deutsche Gebärdensprache gebrauchen in Deutschland rund 200.000 bis 300.000 Menschen ständig oder gelegentlich.

# 3: Wenn jemand eine fremde Gebärdensprache lernt: Hat er sie oder er dann einen Akzent?

Ja, wenn Gehörlose eine fremde Gebärdensprache lernen und sie verwenden, können Muttersprachlerinnen und Muttersprachler ihnen das manchmal ansehen – zum Beispiel, wenn die Fremdsprachlerinnen und Fremdsprachler bestimmte Handformen aus der eigenen Muttersprache benutzen. Dadurch entsteht, wie in den Lautsprachen, ein Akzent: Man wird zwar verstanden, doch das Gegenüber kann sehen, dass nicht in der Muttersprache kommuniziert wird.

#4: Bestehen Gebärdensprachen nur aus Gesten mit den Händen?

Nein, Handformen und -bewegungen sind zwar ein sehr wichtiger Teil der Gebärdensprachen, sie bestehen aber genauso auch aus Gesichtsausdrücken, der Körperhaltung und lautlos gesprochenen Wörtern. Über die Mimik werden zum Beispiel Gefühle ausgedrückt und gezeigt, ob einem etwas gefällt oder ob man etwas spannend oder langweilig findet. Ebenso wichtig kann es sein, wo und wie die Gesten ausgeführt werden – zum Beispiel nah am Körper oder mit ausgestrecktem Arm ein Stück davor. Die gleiche Handbewegung kann dann jeweils ein anderes Wort bedeuten.

#5: Neben den Gebärdensprachen gibt es ein so genanntes Fingeralphabet. Was ist das und wie wird es verwendet?

Das Fingeralphabet ergänzt die Gebärdensprache und dient dazu, Wörter zu buchstabieren. Für jeden Buchstaben des geschriebenen Alphabets gibt es ein Zeichen, das mit der Hand dargestellt wird. Diese Zeichen werden genutzt, um beispielsweise Namen oder Begriffe zu buchstabieren, für die es (noch) keine Gebärde gibt.

# 6: Wie und wann sind Gebärdensprachen entstanden?

Genauso wie die gesprochenen Sprachen sind Gebärdensprachen so genannte „natürliche Sprachen“. Das bedeutet, dass sie vor vielen Jahrhunderten entstanden sind und sich im Laufe der Zeit stetig weiterentwickelt haben. Allerdings wurden sie gesellschaftlich lange nicht als gleichwertige Kommunikationsform zu den Lautsprachen akzeptiert. Ab 1880 waren Gebärdensprachen in den Schulen sogar fast weltweit verboten, weil gehörlose Schülerinnen und Schüler die Lautsprache des jeweiligen Landes lernen sollten.

#7: Hat die Deutsche Gebärdensprache die gleiche Grammatik wie gesprochenes oder geschriebenes Deutsch?

Nein, die Deutsche Gebärdensprache hat eine ganz eigene Grammatik. So werden Sätze zum Beispiel ganz anders aufgebaut als in der gesprochenen Sprache: Zeitangaben wie „heute“ oder „morgen“ stehen in der Gebärdensprache immer am Satzanfang, danach folgen Ortsangaben. Fragewörter wie „warum“ oder „was“ stehen immer am Ende. Eine Frage wie „Gehst du mit mir ins Café?“ wird außerdem genauso gebärdet wie der Aussagesatz „Du gehst mit mir ins Café“. Dass eine Frage gestellt wird, erkennt das Gegenüber nur am Gesichtsausdruck der Person, die sie formuliert – die Mimik ist also das Fragezeichen.

#8: Wo kann ich die Deutsche Gebärdensprache lernen?

In Deutschland bieten viele Volkshochschulen entsprechende Sprachkurse an. Darüber hinaus gibt es auch einige Gebärdensprachschulen und Vereine, bei denen du die DGS lernen kannst.