Von Fundstücke aus dem Netz

Lese-Tipp: Warum es heikel sein kann, wenn Hörende Musik für Gehörlose dolmetschen

Die Gebärdensprachdolmetscherin Laura Maaß übersetzte bis vor einigen Jahren live bei Konzerten verschiedener Bands, und zwar nicht nur die Liedtexte, sondern auch und vor allem die Musik. Weil sie selbst jedoch hören kann, stieß sie damit nicht nur auf Gegenliebe: Ein Shitstorm brach los, als eine Aktionsgruppe von Gehörlosen bei Konzerten und online heftig protestierte. Sie wollten nicht, dass eine Hörende Musik für Nicht-Hörende übersetzt. Den Hintergrund dieses Konflikts zeichnet ein Artikel des Magazins FLUTER nach. Unser Fundstück der Woche!

Gelb hinterlegtes Bildschirmfoto des Fluter-Artikels

Laura Maaß stand bei vielen Konzerten etwa von Seeed und Peter Maffay auf der Bühne und gebärdete. Dabei ging es ihr nie nur um die Liedtexte, sondern auch um den Rhythmus, die Melodie, die Instrumente und die Stimmung der Songs, die sie mit dem ganzen Körper sichtbar machen wollte. Sie entwickelte dafür eine ganz eigene Technik, für die sie in der Kulturszene bald bekannt war. Mit anderen hörenden und gehörlosen Musikdolmetscher:innen gründete sie sogar ein Kollektiv, das für die Live-Übersetzungen durchs Land tourte. Bis die Gehörlosen-Aktionsgruppe #DeafPerformanceNow bei einem der von Laura Maaß gedolmetschten Konzerte auftauchte und ihren Unmut kundtat: Sie fanden es falsch, dass eine Hörende Musik für Gehörlose übersetzt.
Nach dem Protest, der sich online weiter fortsetzte, zog sich das Kollektiv um Laura Maaß zurück. 2020 löste sie es ganz auf.

Doch was genau steckte hinter dem Protest? Die #DeafPerformanceNow-Gruppe ist inzwischen ebenfalls nicht mehr aktiv, konnte für den Artikel also nicht mehr befragt werden. Die FLUTER-Autor:innen sprachen deshalb mit Elisabeth Kaufmann, der Vizepräsidentin des Deutschen Gehörlosen-Bunds. Sie erklärt die Gründe für den Unmut der Protestgruppe, den sie durchaus nachvollziehbar findet. Einer davon: Viele Gehörlose verstehen hörende Musikdolmetscher:innen gar nicht, weil der Übersetzung ein völlig anderes Erleben zugrunde liegt – nämlich das von Hörenden. Und noch weitere Aspekte findet Kaufmann an dieser Art der kulturellen Vermittlung schwierig.

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