Von Fundstücke aus dem Netz

Das Projekt „Differgy“ – und wie es Unternehmen hilft, Autist:innen einzustellen

Weltweit ist rund ein Prozent aller Menschen autistisch, in Deutschland leben rund 800.000 Menschen mit einer Form dieser neurologischen Entwicklungsstörung. Die meisten nicht-autistischen Menschen hingegen wissen wenig über Autismus oder denken sofort an Stereotype, die die Medien vermitteln, die aber häufig wenig bis gar nichts mit der Realität zu tun haben. Um das zu ändern, haben Studierende im Jahr 2021 das Projekt Differgy gegründet, das von Enactus Mannheim e. V. getragen wird – einem Verein, in dem Studierende unternehmerische Lösungen für unterschiedliche soziale und ökologische Probleme entwickeln. Differgy soll Nachteile für autistische Menschen auf dem Arbeitsmarkt auflösen. Es klärt Unternehmen über die Autismus-Spektrum-Störung auf und hilft dabei, Bewerbungsprozesse inklusiver zu gestalten. Unser Fundstück der Woche!

Blau hinterlegtes Bildschirmfoto der Differgy-Website

Nur rund 22 Prozent der Autist:innen in Deutschland gehen einer Tätigkeit nach, die ihren Qualifikationen entspricht (belegt durch eine Studie aus dem Jahr 2022, siehe Artikel). Autist:innen brauchen außerdem oft deutlich länger, um eine Arbeit zu finden. Und die Arbeitslosenquote ist unter ihnen fünfmal so hoch wie unter so genannten neurotypischen Arbeitnehmer:innen, also Menschen ohne neurologische Störungen.
Die Gründe sind vielfältig, fest steht jedoch: Schon im Bewerbungsprozess gibt es für Autist:innen viele Hürden, die den Verantwortlichen oft gar nicht bewusst sind. Zum Beispiel sind offene Stellen in der Regel schon so formuliert, dass sie eher Menschen ansprechen, die den Verfasser:innen der Texte ähneln. Sprache an sich ist oft unterbewusst voreingenommen, erklären Klara Vorwerk und Gesine Müller von Differgy im Artikel: Autist:innen könnten sich zum Beispiel durch Superlative und männlich konnotierte Wörter abgeschreckt fühlen.

Das Projektteam setzt daher an drei Stellen an, wenn es Unternehmen berät und aufklärt: Zunächst bei der so genannten inneren Vorarbeit, bei der bewusste oder unbewusste Stereotype thematisiert und aufgelöst werden sollen, die die Personalverantwortlichen haben. Danach wird gemeinsam der Bewerbungsprozess verbessert – und schließlich geht es darum, das „Onboarding“ zu gestalten, also die Einarbeitungsphase für autistische Mitarbeiter:innen. Denn auch hier ist oft ein Umdenken nötig. Für Autist:innen ist zum Beispiel die übliche gemeinsame Mittagspause nicht der beste Weg, um gut in den neuen Job zu kommen. Stattdessen ist für viele eher optimal, sich beim Einarbeiten ganz auf das Fachliche konzentrieren zu können.

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