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Inklusion im Berufsleben durch Künstliche Intelligenz verbessern: Das Projekt „KI-Kompass Inklusiv“

Das Projekt „KI-Kompass Inklusiv“ will zeigen, wie Künstliche Intelligenz Menschen mit Behinderungen im Berufsleben unterstützen kann. Ein Teil davon sind die Arbeitgeber-Praxislabore, mit denen der Einsatz unterschiedlicher Technologien erprobt wird. Bis zum 12. Januar 2025 läuft die Bewerbungsphase, die in dieser Runde für Mitglieder des Bundesverbands Deutscher Berufsförderungswerke (BV BFW) und für Unternehmen offen ist. Was genau die Arbeitgeber-Praxislabore sind und wie die Teilnehmer:innen davon profitieren können, erklärt Dr. Alice Melchior vom Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke.

Auf einem Laptop aufgerufene Website der Künstlichen Intelligenz ChatGPT

Frau Melchior, das Ziel der Praxislabore ist es, die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben zu stärken. Was genau steckt dahinter?

Unser vorheriges Projekt KI.ASSIST hat gezeigt, dass Arbeitsplätze mit Hilfe von KI-Assistenzsystemen inklusiver gestaltet werden können. Außerdem können diese Technologien Menschen mit Behinderungen beim Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützen. In den Arbeitgeber-Praxislaboren wollen wir solche Technologien gemeinsam mit den Teilnehmer:innen in ihren Arbeitsumgebungen erproben. Dafür sind die Praxislabore gedacht. Wir suchen derzeit nach Unternehmen und Reha-Einrichtungen, die dabei mitmachen wollen. Sie dürfen frei entscheiden, welche Technologien sie im Rahmen der Praxislabore ausprobieren möchten. Wichtig ist nur, dass die Teilnehmer:innen im Arbeitsalltag klar unterstützt werden.

Können Sie Beispiele dafür nennen, wie Künstliche Intelligenz schon heute Menschen mit Behinderungen im Arbeitsalltag unterstützt?

Bisher werde die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz im Arbeitsalltag vieler Betriebe und Unternehmen noch wenig genutzt. Trotzdem gibt es Beispiele, wie diese Technologien bereits heute Menschen mit Behinderungen im Arbeitsalltag helfen: Beispielsweise können Menschen mit Sehbehinderungen Text- und Spracherkennungen nutzen, indem sie Texte diktieren oder sich Bilder beschreiben lassen. Untertitel für Videos oder die Verschriftlichung von Gesprächen vermitteln Inhalte, die von Menschen mit Hörbehinderungen genutzt werden können. Und bei Lernbeeinträchtigungen können bestimmte Systeme helfen, indem sie Schritt für Schritt durch komplizierte Aufgaben führen. Aktuell entwickeln sich Künstliche Intelligenz und die Einsatzmöglichkeiten solcher Technologien ständig weiter. Das bietet jetzt und auch künftig viele Chancen, die Arbeitswelt inklusiver zu gestalten.

Über unsere Interviewpartnerin

Porträtfoto von Alice Melchior
Foto: BV BFW/Kruppa

Name: Dr. Alice Melchior
Geburtsjahr: 1990
Wohn-/Arbeitsort: Berlin
Beruf: Leiterin Forschung und Innovation sowie Projektleitung „KI Kompass Inklusiv“ beim Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke
Persönlicher Bezug zum Thema Behinderung: hat in den letzten Jahren verstärkt zur Digitalisierung der Arbeitswelten geforscht. Sieht in der aktuellen dynamischen Entwicklung eine große Chance, die Arbeitswelt von Morgen mit und vor allem inklusiver zu gestalten.

Wer kann sich für das Projekt bewerben, in welchem Umfang wird gefördert und was bieten Sie den Bewerberinnen und Bewerbern noch?

In dieser Runde können sich Mitglieder des Bundesverbands Deutscher Berufsförderungswerke und Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarkts gemeinsam bewerben. Wir bieten mit dem Projekt eine finanzielle Unterstützung von bis zu 10.500 Euro für Personalkosten pro Partner und bis zu 26.000 Euro für Technik an, also beispielsweise für elektronische Teile, Lizenzen, Schulungen oder technische Unterstützung. Reisekosten für Veranstaltungen können wir ebenfalls erstatten. Wir wählen im Februar 2025 aus, wer als Partner dabei ist. Das Labor startet dann voraussichtlich im März. Ab dann begleiten wir die Partner in allen Schritten des Praxislabors. Wir helfen ihnen, die Idee weiterzuentwickeln, die Technologien anzupassen, in den Arbeitsalltag zu übertragen und die Erkenntnisse aus dem Projekt damit dauerhaft umsetzbar zu machen. Darüber hinaus können sich die Partner über die verschiedenen Labore hinweg miteinander austauschen und sich mit weiteren Beteiligten und Expert:innen vernetzen.

Viele Unternehmen setzen noch keine Künstliche Intelligenz ein oder stehen erst am Anfang. Was sind die Voraussetzungen für eine Bewerbung?

Wir erwarten nicht, dass Unternehmen schon erfahren mit Künstlicher Intelligenz sind. Wichtig ist aber das Interesse daran, diese Technologien dafür zu nutzen, inklusive Arbeitsplätze zu schaffen. Wichtig ist auch eine möglichst konkrete Idee für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Und: Die Technologie darf nicht zur Leistungskontrolle genutzt werden. Wir bieten auf unserer Ausschreibungswebseite ganz unten übrigens verschiedene Informationen und Hilfestellungen an, damit sich Interessierte besser auf die Bewerbung vorbereiten können. Dazu gehören eine KI-Leinwand (englisch: „AI Canvas“), ein Ergebnisbericht des vorherigen Projektes und ein Link zu unserem Technologie-Monitor. Wir zeigen dort außerdem ein Video der schon stattgefundenen Informationsveranstaltung, bieten Termine für Online-Sprechstunden für Rückfragen an und haben die häufigsten Fragen und Antworten zum Thema gesammelt.

Was passiert nach Ende des Projekts mit den Ergebnissen – und wie können andere davon profitieren?

Die Labore werden von uns und einem externen Team kritisch begleitet und überprüft. Wir wollen Lösungen entwickeln, die später auch anderen Reha-Einrichtungen und Unternehmen praktisch in ihrem Arbeitsalltag helfen können. Die Ergebnisse fließen in Workshops, Handlungsempfehlungen und unsere Wissensdatenbank ein, die öffentlich zugänglich ist. Alle Erkenntnisse werden von uns also nachhaltig aufbereitet und frei verfügbar gemacht.

Sind weitere Projekte geplant?

Nein, im Moment haben wir noch keine konkreten Pläne, wie es nach den Praxislaboren weitergeht. Wichtig ist uns erst einmal, dass wir die darin erarbeiteten Lösungen in der Praxis erproben und daraus Erkenntnisse ziehen. Gleichzeitig überlegen wir aber schon, wie wir das Kompetenzzentrum langfristig weiterführen können. Bis 2027 wird es noch aufgebaut, bis dahin bleibt es spannend. Wir freuen uns auf die nächsten Schritte!

Das Projekt „KI Kompass Inklusiv“ und Infos zur Bewerbung für die Praxislabore

Das Projekt „KI-Kompass Inklusiv“ wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) aus Mitteln des so genannten Ausgleichsfonds gefördert. Getragen und umgesetzt wird es vom „Kompetenzzentrum für KI-gestützte Assistenztechnologien und Inklusion“, das derzeit und bis zum Jahr 2027 von verschiedenen Partnern gemeinsam aufgebaut wird: dem Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke (BV BFW), der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW) , der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM)und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI).

Die ↗ Ausschreibung zu den Arbeitgeber-Praxislaboren ist Teil des Projekts „KI Kompass Inklusiv“. Noch bis zum 12. Januar 2025 können sich dafür sowohl Mitglieder des Bundesverbands Deutscher Berufsförderungswerke als auch Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarkts bewerben. Voraussichtlich im März startet dann das Praxislabor. Danach beginnt eine weitere Ausschreibungsrunde, die sich an Mitglieder der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) richten wird.

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