Von Menschen und ihre Geschichten

4 Fragen an Natalie Dedreux

Die Aktivistin und angehende Journalistin Natalie Dedreux findet es wichtig, dass Menschen mit Down-Syndrom gesehen werden. Deshalb zeigt sie auf ihrem Instagram-Account, was sie erlebt, schreibt für das Magazin „Ohrenkuss“ und veröffentlicht Texte auf ihrem Blog. Im September 2017 war sie sogar im Fernsehen und sprach mit Angela Merkel in der Sendung „Wahlarena“ über die Spätabtreibung von Menschen mit Down-Syndrom. Im Interview erzählt die 21-Jährige, in welchen Lebensbereichen sie sich mehr Inklusion wünscht und was sie in ihrem Leben noch erreichen möchte. In unserem Gespräch wollte sie gerne geduzt werden.

Natalie Dedreux lacht in die Kamera.

Natalie, warum arbeitest du gerne als Journalistin?

Die Arbeit beim „Ohrenkuss“ ist meine Leidenschaft, ohne geht für mich gar nichts. Es macht Spaß, viel zu recherchieren und einfach drauflos zu schreiben. Wir sind 20 Kolleginnen und Kollegen mit Down-Syndrom, die sich regelmäßig zu den Redaktionssitzungen treffen. Für jedes „Ohrenkuss“-Heft haben wir ein Thema, zum Beispiel die Natur, die Familie oder Reisen. Dazu suchen wir im Internet und dann schreibt jeder einen Text. Manche Kollegen diktieren ihren Text auch.
Letztes Jahr habe ich auch ein Praktikum beim „Deutschlandfunk“ gemacht. Da habe ich über die Untersuchung von ungeborenen Kindern während einer Schwangerschaft recherchiert. Und ich habe Meldungen darüber geschrieben, was in der Welt passiert – zu ganz unterschiedlichen Themen. Das hat mir auch gut gefallen. Die Meldungen wurden später im Radio vorgelesen.

Wo würdest du gerne noch mehr arbeiten?

Ich würde gerne fürs Fernsehen arbeiten, weil ich dann noch berühmter werden könnte. Ich möchte, dass Menschen mit Down-Syndrom mehr gesehen werden und bekannter sind. Im Fernsehen, auf Instagram, überall. Deshalb mache ich auch viel auf Instagram und zeige da mein cooles Leben und meine Reisen, die ich mit meiner Familie mache. Meine Freunde, die auch das Down-Syndrom haben, haben auch Internetseiten und posten viele Bilder bei Instagram.

Was würdest du in der Welt gern verändern?

Es soll mehr Inklusion geben, vor allem bei der Arbeit und in der Schule. Da hapert es noch am meisten. Ich war auf einer inklusiven Schule und fand das gut. Es gibt mehr Bildung und alle sind zusammen, auch Menschen mit Behinderung. Im Beruf sollen auch alle zusammenarbeiten. Wenn Menschen mit Behinderung eine Assistenz bekommen, dann funktioniert das. Ich kann zum Beispiel sehr gut Texte schreiben, aber bei der Recherche brauche ich manchmal meine Assistentin. Sie übersetzt für mich Texte, die in Schwerer Sprache geschrieben sind, in Leichte Sprache.

Welche Ziele hast du noch für dein Leben?

Ich möchte weiter als Aktivistin für Menschen mit Down-Syndrom kämpfen, sie gehören zur Welt und zur Gesellschaft. Deshalb habe ich im März 2019 eine Petition gegen den Pränataltest auf das Down-Syndrom gestartet. 28.000 Leute haben schon unterschrieben. Das finde ich gut. Ich möchte, dass gegen den Bluttest richtig Krach gemacht und demonstriert wird. Der Test soll nicht von den Krankenkassen bezahlt werden. Und ich will, dass die Politiker über meine Petition diskutieren.

Über unsere Interviewpartnerin

Porträtfoto von Natalie Dedreux
Foto: Michaela Dedreux

Name: Natalie Dedreux
Geburtsjahr:  1998
Wohn- und Arbeitsort: Köln
Beruf: schreibt für das Magazin „Ohrenkuss“

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