Von Aus der Forschung

Wirtschaftskrise bremst positive Entwicklungen der Vorjahre aus: Die Ergebnisse des Inklusionsbarometers Arbeit 2024

Die Aktion Mensch und das Handelsblatt Research Institute untersuchen mit dem „Inklusionsbarometer Arbeit“ jedes Jahr, wie gut Menschen mit Behinderung Arbeit finden und wie sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt für sie entwickelt. Die Studie zeigt für das Jahr 2023: Die Wirtschaftskrise hat die Chancengerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt negativ beeinflusst.

Die Zahl 108,3 (= aktueller Wert des Inklusionsbarometers Arbeit 2024) mit einem Pfeil nach unten

Die Ergebnisse des Inklusionsbarometers Arbeit beziehen sich immer auf das Vorjahr. Die aktuelle Studie wertet also die Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Behinderung im Jahr 2023 aus. Für diesen Zeitraum sank der Wert des Barometers im Vergleich von 109,8 auf 108,3. Ein steigender Wert bedeutet eine Verbesserung, ein sinkender Wert, dass sich die Lage verschlechtert hat. Die negative Entwicklung belegen auch andere Zahlen aus der Studie: Menschen mit Behinderung waren 2023 fast doppelt so oft arbeitslos wie Menschen ohne (11 % im Vergleich zu 5,7 %).

Die Quote der langzeitarbeitslosen Menschen mit Behinderung ist immerhin leicht gesunken. Das ist allerdings eines von nur sehr wenigen positiven Ergebnissen der Studie. Die wirtschaftliche Unsicherheit hat die Situation insgesamt verschärft. Nur 39 von 100 Unternehmen, die es aufgrund ihrer Größe müssten, beschäftigten vergangenes Jahr genug Menschen mit Behinderung. Das ist der niedrigste Wert seit der ersten Studie im Jahr 2013.

Die Politik hat auf diese besorgniserregende Entwicklung bereits damit reagiert, die Ausgleichsabgabe für Unternehmen zu erhöhen, die ihrer Beschäftigungspflicht nicht nachkommen. Ab Januar 2024 müssen Firmen mit mindestens 60 Arbeitsplätzen, die gar keine Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen, monatlich 720 Euro pro unbesetztem Pflichtarbeitsplatz zahlen. Vorher waren es 360 Euro. Die neuen Regelungen sollen langfristig für bessere Chancen für Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt sorgen. Ob die höheren Abgaben tatsächlich wirken werden, bleibt abzuwarten.

Das Fazit: Die Wirtschaftskrise hat die positiven Entwicklungen der Vorjahre auf dem Arbeitsmarkt stark ausgebremst, es gibt nur stellenweise kleine Fortschritte. Damit Menschen mit Behinderung gleichberechtigt am Arbeitsleben teilhaben können, sind also nach wie vor alle gefragt: Unternehmen, Politik, Staat und die gesamte Gesellschaft.

→ Alle Ergebnisse des Inklusionsbarometers könnt ihr euch hier als PDF herunterladen.

Positive Entwicklung bei den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA)

Zum Schluss noch der Hinweis auf eine andere Studie im Bereich Arbeitsmarkt und Inklusion, die hoffen lässt: Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter (BIH) hat vor Kurzem untersucht, wie die im Jahr 2022 erstmals eingerichteten Beratungsstellen für Unternehmen angenommen werden. Die so genannten Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (kurz: EAA) unterstützen und beraten Firmen dabei, Menschen mit Behinderung einzustellen.

Das Ergebnis der Untersuchung für das Jahr 2023: Das Angebot ist breiter geworden und wird immer besser angenommen. Es gab bundesweit nämlich mehr Ansprechstellen als noch im Jahr 2022 (167 im Vergleich zu 141). Außerdem hatten die Expert:innen in den Beratungsstellen 31.500 Kontakte mit Betrieben, rund ein Drittel davon Erstkontakte. Im Jahr 2022 waren es insgesamt nur 10.000 Kontakte.

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